Das Wort und die Tat

Was soll in einer Welt, in der die Taten ihre eigene Sprache
so überwältigend reden noch das Wort der Kirche?
Ist es nicht überflüssig geworden? Sollten nicht auch wir uns
einfach in diese Taten einordnen und statt aller Worte nur
noch mitarbeiten? Glaubwürdig ist die Tat. Sollen wir uns
darüber beschweren, wie die Taten in der Welt zustande kommen?
Daß die Taten Selbsthilfe sind? Daß hier der Satz einfach
gilt: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott? … Mitten in den Taten
drinstehend fragen wir nach dem Wort, anders können wir es
nicht mehr.
Die Taten haben ihr eigenes Schwergewicht. Sie gehen wortlos
über alles hinweg, was schwächer ist als sie. … Nur eins ist
größer als die Tat: Der, der sie gibt. Jede Tat weiß das selbst, sie
ist zugelassen und geschenkt. Sie soll den preisen, der sie gab.
Ob sie das tut oder nicht, entscheidet sich an der Stellung zum
Worte Gottes. Das Wort Gottes ist da und ist das einzige, über
das die Tat keine Macht hat. Was an menschlichen Kräften um
das Wort Gottes steht, mag gering und schwach sein, so daß es
mit zerbrochen und vernichtet wird. Das Wort allein besteht.
Es fordert jede Tat heraus und fürchtet sich nicht; denn es ist
ewig, unverwundbar und allmächtig.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Konspiration und Haft 1940-1945
, DBW Band 16, Seite 488 f

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