Das Wesen der Gemeinde ist nicht, Theologie zu treiben,
sondern dem Worte Gottes zu glauben und zu gehorchen.
Weil es aber Gott gefallen hat, sich im gesprochenen Menschenwort
zu offenbaren und weil dieses Wort der Verfälschung und
der Verunreinigung durch Menschengedanken und -meinungen
ausgesetzt ist, darum bedarf die Gemeinde der Klarheit über
wahre und falsche Verkündigung, sie braucht ein Hilfsmittel,
ein Kampfmittel, nicht Selbstzweck. In Zeiten der Anfechtung
ist die Gemeinde zu solcher Mündigkeit in besonderer Weise
aufgerufen. Das Wort Gottes ist die einzige Norm und Regel
aller rechten christlichen Erkenntnis. Das Bekenntnis ist Auslegung
und Bezeugung des Wortes Gottes für eine bestimmte Zeit
und Gefahr, es ist dem Wort Gottes unterworfen. Die Theologie
ist Auslegung des Bekenntnisses unter bestimmten Gesichtspunkten
und dauernder Prüfung des Bekenntnisses an der
Schrift. Der Glaube entsteht allein aus der Predigt des Wortes
Gottes (Römer 10, 17), er bedarf nicht der Theologie, aber die
rechte Predigt bedarf des Bekenntnisses und der Theologie. Der
Glaube der durch die Predigt entsteht, sucht seine Bestätigung
wiederum an der Schrift und den Bekenntnissen und treibt so
selbst Theologie.
Quelle:
Konspiration und Haft 1940-1945, DBW Band 16,
Seite 496