Angewiesen auf Gottes Wort

Christ ist der Mensch, der sein Heil, seine Rettung, seine
Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern
bei Jesus Christus allein. Er weiß, Gottes Wort in Jesus Christus
spricht ihn schuldig, auch wenn er nichts von eigener Schuld
spürt, und Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn frei und
gerecht, auch wenn er nichts von eigener Gerechtigkeit fühlt.
Der Christ lebt nicht mehr aus sich selbst, aus seiner eigenen
Anklage und seiner eigenen Rechtfertigung, sondern aus
Gottes Anklage und Gottes Rechtfertigung. Er lebt ganz aus
Gottes Wort über ihn, in der gläubigen Unterwerfung unter
Gottes Urteil, ob es ihn schuldig oder ob es ihn gerecht spricht.
Tot und Leben des Christen liegen nicht in ihm selbst beschlossen,
sondern er findet beides allein in dem Wort, das von außen
auf ihn zukommt, in Gottes Wort an ihn. Die Reformatoren
haben es so ausgedrückt: unsere Gerechtigkeit ist eine »fremde
Gerechtigkeit«, eine Gerechtigkeit von außen her, (außerhalb
von uns). Damit haben sie gesagt, daß der Christ angewiesen ist
auf das Wort Gottes, das ihm gesagt wird. Er ist nach außen auf
das auf ihn zukommende Wort ausgerichtet. Der Christ lebt
ganz von der Wahrheit des Wortes Gottes in Jesus Christus.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel
, DBW Band 5, Seite 18 f

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