Wie die Liebe zu Gott damit beginnt, daß wir sein Wort
hören, so ist es der Anfang der Liebe zum Bruder, daß
wir lernen, auf ihn zu hören. Es ist Gottes Liebe zu uns, daß er
uns nicht nur sein Wort gibt, sondern uns auch sein Ohr leiht.
So ist es sein Werk, daß wir an unserem Bruder tun, wenn wir
lernen, ihm zuzuhören. Christen, besonders Prediger, meinen
so oft, sie müßten immer, wenn sie mit andern Menschen zusammen
sind, etwas »bieten«, das sei ihr einziger Dienst. Sie
vergessen, daß Zuhören ein größerer Dienst sein kann als Reden.
Viele Menschen suchen ein Ohr, das ihnen zuhört, und sie
finden es unter den Christen nicht, weil diese auch dort reden,
wo sie hören sollten. Wer aber seinem Bruder nicht mehr
zuhören kann, der wird auch bald Gott nicht mehr zuhören,
sondern er wird auch vor Gott immer nur reden. Hier fängt der
Tod des geistlichen Lebens an, und zuletzt bleibt nur noch das
geistliche Geschwätz, die pfäffische Herablassung, die in frommen
Worten erstickt. Wer nicht lange und geduldig zuhören
kann, der wird am Andern immer vorbeireden und es selbst
schließlich gar nicht mehr merken. Wer meint, seine Zeit sei zu
kostbar, als daß er sie mit Zuhören verbringen dürfte, der wird
nie wirklich Zeit haben für Gott und den Bruder, sondern nur
immer für sich selbst, für seine eigenen Worte und Pläne.
Quelle:
Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel, DBW Band 5,
Seite 82 f