Ein Dienst, der in einer christlichen Gemeinschaft einer
dem anderen tun soll, ist die tätige Hilfsbereitschaft. Dabei
ist zunächst an die schlichte Hilfe in kleinen und äußeren Dingen
gedacht. Es gibt deren eine große Zahl in jedem Gemeinschaftsleben.
Keiner ist für den geringsten Dienst zu gut. Die
Sorge um den Zeitverlust, den eine so geringe und äußerliche
Hilfeleistung mit sich bringt, nimmt meist die eigene Arbeit zu
wichtig. Wir müssen bereit werden, uns von Gott unterbrechen
zu lassen. Gott wird unsere Wege und Pläne immer wieder, ja
täglich durchkreuzen, indem er uns Menschen mit ihren Ansprüchen
und Bitten über den Weg schickt. Wir können dann
an ihnen vorübergehen, beschäftigt mit den Wichtigkeiten
unseres Tages, wie der Priester an dem unter die Räuber Gefallenen
vorüberging, vielleicht – in der Bibel lesend (Lukas 10, 31).
Wir gehen dann an dem sichtbar in unserem Leben aufgerichteten
Kreuzeszeichen vorüber, das uns zeigen will, daß nicht unser
Weg, sondern Gottes Weg gilt. Es ist eine seltsame Tatsache,
daß gerade Christen und Theologen ihre Arbeit oft für so
wichtig und dringlich halten, daß sie sich darin durch nichts
unterbrechen lassen wollen. Sie meinen damit Gott einen
Dienst zu tun, und verachten dabei den »krummen oder doch
geraden Weg« Gottes.
Quelle:
Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel, DBW Band 5,
Seite 84