Wie erkenne ich, wovon die christliche Verkündigung
redet, als Wahrheit? Hier gibt die Bibel eine seltsame
Antwort: »So ihr bleiben werdet an meiner Rede … so seid
ihr meine rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen«
(Johannes 8, 31). Nicht durch die freie Forschung, nicht durch uninteressiertes
Denken und Suchen nach ihr, sondern allein
durch den freien Lebensversuch, sein Leben einmal ganz auf das
Wort Christi zu setzen; einmal ganz und gar mit ihm zu leben,
ihm nachzuleben, ihn zu hören, ihm zu gehorchen. Erst wer
sein Leben einmal so ganz eingesetzt hat, vermag zu urteilen, ob
Christus die Wahrheit sagt und ist. Und Christus gibt die Verheißung:
Wer das einmal wagt, der wird die Wahrheit erkennen
(Johannes 8, 32). Nur im Leben erkennt man die Wahrheit. Und
zuletzt: die Wahrheit wird euch freimachen! Das ist die Gabe
der Wahrheit. Wer die Macht der Wahrheit hinter sich hat, ist
der freieste Mann. Er fürchtet nichts, er ist durch nichts gebunden.
Kein Vorurteil, kein schwächliches Nachgeben gegenüber
trügerischen Hoffnungen, sondern gebunden an eines, an das
Eine, an die Wahrheit, die die Wahrheit Gottes ist, die aller
Wahrheit Bestand verleiht. Wer mit der Wahrheit Gottes ist,
der ist wahrhaft frei.
Quelle:
Ökumene, Universität, Pfarramt 1931-1932, DBW Band 11,
Seite 415 f