Die Starken und die Schwachen

Christliche Liebe und Hilfe für die Schwachen bedeutet die
Erniedrigung des Starken vor dem Schwachen, des Gesunden
vor dem Leidenden, des Mächtigen vor dem Ausgebeuteten.
Das christliche Verhältnis zwischen dem Starken und dem
Schwachen ist, daß der Starke zu dem Schwachen aufsehen und
niemals herunterschauen soll. Die Schwachheit ist heilig, deshalb
ergeben wir uns dem Schwachen. Schwachheit ist in den
Augen Christi nicht das Unvollkommene gegenüber dem Vollkommenen,
sondern eher ist Stärke das Unvollkommene und
Schwachheit das Vollkommene. Nicht der Schwache hat dem
Starken zu dienen, sondern der Starke dem Schwachen – und
dies nicht aus Wohltätigkeit, sondern aus Fürsorge und Ehrfurcht.
Nicht der Mächtige hat recht, letztlich hat immer der
Schwache recht. So bedeutet das Christentum eine Umwertung
aller menschlichen Werte und die Errichtung einer neuen Ordnung
der Werte im Angesicht Christi.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
London 1933-1935
, DBW Band 13, Seite 517

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