Brich all dies Elend

Herr, unser Glaube und unsere Hoffnung ist so schwach.
Wir wagen es nicht unser Leben ganz auf deine Verheißung
zu setzen. Wir zweifeln an deiner Macht.
Herr vergib dem Zweifler und dem Hoffnungslosen und gib uns
heute noch deine Verheißung neu.
Herr Gott, du läßt die Wasser hoch um uns steigen. Sieh doch
auf deine Welt herab.
Es ist ja eine furchtbare Qual Hunger und Durst, keine Heimat,
keine Arbeit, Tränen und Verzweiflung;
Gott, sind das die Kinder deiner Barmherzigkeit? Ist das die
Welt, die du geschaffen hast?
Ach, wir müssen furchtbar fern von dir sein, daß deine Geschöpfe
so leiden müssen. Wir sind bald am Ende.
Wir glauben nichts mehr und wir hoffen nichts mehr.
Nun komm du, o Gott, und brich all dies Elend, all den Jammer
und wenn es dein gnädiger Wille ist, daß wir noch tiefer ins
Wasser hineinfallen, so verbirg uns doch nicht die Verheißung,
daß du einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen willst
(2 Petrus 3, 13).
Daß du die Armen und Elenden, Bekümmerten und Leidtragenden
in dein Reich geladen hast.
Gott, mach uns wieder froh.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Barcelona, Berlin, Amerika 1928-1931
, DBW Band 10, Seite 522

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