Die Frage nach dem Guten

Der Mensch mitsamt seinen Motiven und Werken, mitsamt
seinen Mitmenschen, mitsamt der ihn umgebenden Kreatur,
das heißt die Wirklichkeit als Ganze, in Gott gehaltene, ist
mit der Frage nach dem Guten umfaßt. Das göttliche: siehe, es
war sehr gut (1 Mose 1, 31), meinte das Ganze der Schöpfung. Das
Gute verlangt nach dem Ganzen, nicht nur nach der ganzen
Gesinnung, sondern auch nach dem ganzen Werk, nach dem
ganzen Menschen mitsamt den ihn gegebenen Mitmenschen.
Was sollte es auch bedeuten, daß nur ein Teil gut genannt wird,
also etwa das Motiv, während das Werk schlecht ist oder umgekehrt?
Der Mensch ist ein unteilbares Ganzes nicht nur als Einzelner
in seiner Person und seinem Werk sondern auch als Glied der
Gemeinschaft der Menschen und der Kreaturen, in der er steht.
Dieses unteilbare Ganze, das heißt diese in Gott gegründete
und erkannte Wirklichkeit, hat die Frage nach dem Guten im
Auge. »Schöpfung« heißt dieses unteilbare Ganze seinem Ursprung
nach, seinem Ziel nach heißt es Reich Gottes. Beides ist
uns gleich entfernt und gleich nah, denn die Schöpfung Gottes
und das Reich Gottes ist uns allein gegenwärtig in Gottes
Selbstoffenbarung in Jesus Christus . Die Frage nach dem
Guten als die Frage nach dem Wirklichen ist die Frage nach
Jesus Christus.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 37f

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