Optimismus

Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die
gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft,
eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignierten, eine Kraft,
den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine
Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals
dem Gegner läßt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt.
Es gibt gewiß auch einen dummen, feigen Optimismus, der
verpönt werden muß. Aber den Optimismus als Willen zur
Zukunft soll niemand verächtlich machen, auch wenn er hundertmal
irrt. Er ist die Gesundheit des Lebens, die der Kranke
nicht anstecken soll. Es gibt Menschen, die es für unernst,
Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische
Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Sie glauben
an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als den Sinn des
gegenwärtigen Geschehens und entziehen sich in Resignation
oder frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben
für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter.
Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen
wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand
legen, vorher aber nicht.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Widerstand und Ergebung
, DBW Band 8, Seite 36

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