Friede auf Erden

Friede auf Erden« (Lukas 1, 14), das ist kein Problem, sondern
ein mit der Erscheinung Christi selbst gegebenes Gebot.
Zum Gebot gibt es ein doppeltes Verhalten: den unbedingten,
blinden Gehorsam der Tat oder die scheinheilige Frage der
Schlange: sollte Gott gesagt haben? Diese Frage ist der Todfeind
des Gehorsams, ist darum der Todfeind jeden echten
Friedens. Sollte Gott nicht die menschliche Natur besser gekannt
haben und wissen, daß Kriege in dieser Welt kommen
müssen wie Naturgesetze? Sollte Gott nicht gemeint haben, wir
sollten wohl von Frieden reden, aber so wörtlich sei das nicht
in die Tat umzusetzen? Sollte Gott nicht doch gesagt haben, wir
sollten wohl für den Frieden arbeiten, aber zur Sicherung sollten
wir doch Tanks und Giftgase bereitstellen? Und dann das
scheinbar Ernsteste: Sollte Gott gesagt haben, Du sollst dein
Volk nicht schützen? Sollte Gott gesagt haben, Du sollst deinen
Nächsten dem Feind preisgeben? Nein, das alles hat Gott nicht
gesagt, sondern gesagt hat er, daß Friede sein soll unter den
Menschen, daß wir ihm vor allen weiteren Fragen gehorchen
sollen, das hat er gemeint. Wer Gottes Gebot in Frage zieht,
bevor er gehorcht, der hat ihn schon verleugnet.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
London 1933-1935
, DBW Band 13, Seite 298 f

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