Der Ruf nach Frieden

Mit elementarer Gewalt bricht immer wieder in der
Menschheit der Ruf nach dem Frieden durch, zum erstenmal
mächtig und stark im alten Prophetentum, und nun in
jüngster Zeit wieder allüberall in der Sehnsucht nach dem
Weltfrieden. Aber so schön und ernstgemeint all diese Hoffnungen
sind, sie erkennen nicht, daß der Friede, den wir brauchen,
der Friede ist, der von der Ewigkeit herabkommt, der
Friede Gottes mit seiner Menschheit, mit jedem einzelnen von
uns. …
Frieden haben heißt sich getragen wissen, sich geliebt wissen,
sich behütet wissen, heißt still, ganz still werden können, mit
einem Menschen Frieden haben heißt auf seine Treue unerschütterlich
bauen können, heißt sich mit ihm eins wissen, sich
von ihm vergeben wissen. Frieden haben heißt eine Heimat
haben in der Unruhe der Welt, heißt festen Boden unter den
Füßen haben, da mag nun die Welle branden und toben, sie
können mir meinen Frieden nicht mehr rauben, mein Friede
hat mich frei gemacht von der Welt, stark gemacht gegen die
Welt, reif gemacht für die andere Welt. Daß wir aber solchen
Frieden mit Gott haben sollen, daß ist eine Sache, die über
alles menschliche Begreifen über alle Vernunft geht.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Barcelona, Berlin, Amerika 1928-1931
, DBW Band 10, Seite 536 f

Gedanken zum 10. September

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