Wie wird mein Wort wahr?

Wir finden uns in verschiedenen Ordnungen des Wirklichen
zugleich eingebettet und unser Wort, das sich um
Versöhnung und Heilung des Wirklichen bemüht, wird doch
immer wieder in die bestehende Entzweiung und in den Widerspruch
mit hinein gerissen und es kann doch seine Bestimmung,
das Wirkliche, wie es in Gott ist, auszusagen, nur erfüllen,
indem es sowohl den bestehenden Widerspruch als auch
den Zusammenhang des Wirklichen in sich aufnimmt. Das
menschliche Wort, wenn es wahr sein soll, darf ebensowenig
den Sündenfall verleugnen wie das schöpferische und versöhnende
Wort Gottes, in dem alle Entzweiung überwunden
ist. …Wie wird mein Wort wahr? Indem ich erkenne, wer mich
zum Sprechen veranlaßt und was mich zum Sprechen berechtigt;
indem ich den Ort erkenne an dem ich stehe; indem ich
den Gegenstand, über den ich etwas aussage, in diesen Zusammenhang
stelle. In diesen Bestimmungen ist zunächst stillschweigend
vorausgesetzt, daß das Sprechen überhaupt unter
bestimmten Bedingungen steht; es begleitet nicht in fortwährendem
Fluß den natürlichen Lebenslauf, sondern es hat seinen
Ort, seine Zeit, seine Auftrag und damit seine Grenzen.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Konspiration und Haft 1940-1945
, DBW Band 16, Seite 627f

Gedanken zum 21. September

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