Gott haßt die Stolzen

Gott haßt die Stolzen (Psalm 119, 21), die an sich selbst genug
haben, nach keinem göttlichen und menschlichen Recht
fragen, bei denen Barmherzigkeit nichts gilt, die Verächter des
Wortes Gottes und der Gläubigen. Stolz vor Gott ist die Wurzel
alles Ungehorsams, aller Gewalttat, aller Leichtfertigkeit. Stolz
ist der Ursprung aller Empörung, alles Aufruhrs, aller Zerstörung.
Über allem Stolz aber, steht eine furchtbare Bedrohung,
von der die stolzen selbst zwar nichts begreifen, aber die Gläubigen
erkennen sie: das Evangelium. »Gott widersteht den Hoffärtigen,
aber den Demütigen gibt er Gnade« (1 Petrus 5, 5). Daß
Gott mit den Schwachen und Demütigen ist, in einem Wort
das Kreuz Jesu Christi ist die Drohung Gottes an die Stolzen. …
Die Predigt des Wortes Gottes ist die einzige ernsthafte Bedrohung
einer stolz gewordenen Menschheit. Aber zu seinem Wort
hat Gott auch die Zeichen seiner Kraft gegeben. Mitten in der
Geschichte schon kommt hier und dort die Drohung Gottes
zum Vollzug, und die Gemeinde sieht staunend und schaudernd
schon in dieser Zeit Stolze fallen und zugrundegehen. Vor pharisäischer
Sicherheit aber wird sie bewahrt, weil sie erkennen
muß, daß immer mit den Stolzen auch Unschuldige umkommen,
und so bleiben die sichtbaren Gerichte Gottes auch den
Glaubenden verborgen und dunkel.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 534 f

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