Das christlich ethische Handeln ist ein Handeln aus Freiheit,
aus der Freiheit eines Menschen, der nichts an sich
selbst und alles an seinem Gott hat, der immer neu sein Handeln
durch die Ewigkeit bestätigen und bekräftigen läßt. In
großen Worten redet das Neue Testament von dieser Freiheit:
»Der Herr ist Geist, wo aber der Herr Geist ist, da ist Freiheit«
(2 Korinther 3, 17). Bei Johannes: »so ihr bleiben werdet an meiner
Rede, seid ihr meine rechten Jünger und ihr werdet die Wahrheit
erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.
So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei«
(Johannes 8, 32. 36). … Christus ist der Bringer der Freiheit, frei
von der Welt, frei für die Ewigkeit zu werden. Es gibt für den
Christen kein Gesetz mehr, als das Gesetz der Freiheit wie es
einmal paradox im Neuen Testament heißt (Jakobus 2, 12), kein
allgemein gültiges Gesetz, das ihm von andern, oder das ihm
von sich selbst auferlegt werden könnte. Wer die Freiheit aufgibt,
gibt sein Christsein auf. Der Christ steht frei ohne irgendwelche
Rückendeckung vor Gott und vor der Welt, auf ihm
allein ruht die ganze Verantwortung dafür, wie er mit dem
Geschenk der Freiheit umgeht. Durch diese Freiheit aber wird
der Christ im ethischen Handeln schöpferisch.
Quelle:
Barcelona, Berlin, Amerika 1928-1931, DBW Band 10,
Seite 330 f