Das Samenkorn im Acker

Wenn Gottes Wort zu uns kommt, so will es im fruchtbaren
Acker geborgen sein. Es will nicht am Wege liegen
bleiben. … Es will nicht unter die Dornen fallen, wo es »unter
Sorgen, Reichtum und Wollust dieses Lebens« erstickt wird
und keine Frucht bringt (Lukas 8, 11 ff). Es ist ein großes Wunder,
daß das ewige Wort des allmächtigen Gottes in mir Wohnung
sucht, in mir geborgen sein will, wie das Samenkorn im Acker.
Geborgen ist Gottes Spruch nicht in meinem Verstand, sondern
in meinem Herzen (Psalm 119, 11). Nicht zerdacht sein,
sondern im Herzen bewegt werden wie das Wort eines geliebten
Menschen in unserem Herzen wohnt, auch wenn wir garnicht
bewußt daran denken, das ist das Ziel des Spruches, der aus
Gottes Mund kommt. Habe ich Gottes Wort nur in meinem
Verstand, dann wird mein Verstand oft mit anderen Dingen
beschäftigt sein und ich werde mich gegen Gott verfehlen.
Darum ist es niemals damit getan, Gottes Wort gelesen zu haben,
es muß tief in uns eingegangen sein, in uns wohnen, wie
das Allerheiligste im Heiligtum, damit wir nicht fehlgehen in
Gedanken, Worten und Werken. Es ist oft besser, wenig und
langsam in der Schrift zu lesen und zu warten bis es in uns
eingedrungen ist als von Gottes Wort zwar viel zu wissen, aber
es nicht in sich zu »bergen«.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 519 f

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