Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei«
(1 Korinther 13, 13). »Glaube« – das heißt ja nun freilich, daß
kein Mensch und keine Kirche von der Größe ihrer eigenen
Taten leben kann, sondern daß sie allein von der großen Tat
leben, die Gott selbst tut und getan hat, und (das ist nun das
Entscheidende) die großen Taten Gottes bleiben ungesehen,
verborgen in der Welt. Es ist eben mit der Kirche nicht so, wie
es in der Welt und in der Geschichte der Völker ist, daß es letztlich
darauf ankäme, auf große Taten hinweisen zu können. –
Die Kirche, die das versucht, wäre schon längst den Gesetzen
und den Mächten dieser Welt verfallen, die Kirche des Erfolges
ist wahrhaftig noch lange nicht die Kirche des Glaubens. Die
Tat, die Gott in dieser Welt getan hat und von der seitdem alle
Welt lebt – heißt das Kreuz von Golgatha. Das sind Gottes »Erfolge
« und so werden die Erfolge der Kirche und des Einzelnen
aussehen, wenn sie Taten des Glaubens sind. Daß der Glaube
bleibt – das heißt, daß es wahr bleibt, daß der Mensch vom
Unsichtbaren leben muß, daß er nicht von seinem sichtbaren
Werk, sondern von der unsichtbaren Tat Gottes lebt. Er sieht
Irrtum und er glaubt Wahrheit, er sieht Schuld und er glaubt
Vergebung, er sieht Sterben und er glaubt ewiges Leben, er
sieht nichts – und er glaubt die Tat und die Gnade Gottes. Und
so ist es mit der reformatorischen Kirche. Sie lebt nie und nimmer
von ihrer Tat, auch nicht von ihrer Liebestat, sondern sie
lebt von dem, was sie nicht sieht und doch glaubt.
Quelle:
London 1933-1935, DBW Band 13,
Seite 400