Verlaß mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde,
bis ich deinen Arm verkündige Kindeskindern und deine
Kraft allen, die noch kommen sollen« (Psalm 71, 18).
Mit Verwunderung stehen wir am Ende des Jahres. Seit langem
haben wir uns daran gewöhnt, nicht mit langen Zeitabschnitten
zu rechnen. Wir können und sollen es auch nicht. Gehorsam
zu lernen an jedem neuen Tag ist uns genug. Aber die Zeit
schreitet voran, und unser Text spricht heute zu uns vom
Altwerden. Es ist also trotz allem gut, auch dies einmal ins
Auge zu fassen, daß vielleicht noch eine lange Lebenszeit vor
uns liegt, daß der jüngste Tag vielleicht nicht morgen oder
übermorgen kommt.
»Noch soll man Häuser, Äcker und Weinberge kaufen in
diesem Lande« (Jeremia 32, 15).
Neue Geschlechter werden neue Lasten auf ihren Schultern
tragen, darum bitten wir Gott, vor dem tausend Jahre sind wie
ein Tag (Psalm 90, 4), um die Gnade, er wolle uns durch die Jahre
hindurch Verkünder seiner Kraft bleiben lassen.
Jahre und Geschlechter vergehen, aber Gottes Wort vergeht
nicht (Jesaja 40, 8).
Wir sind doch nur ein Glied in der Kette. Doch die bange und
freudige Frage bleibt, welches Geschlecht wird den letzten Tag
erleben?
Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940, DBW Band 15,
Seite 19