Wenn der Mensch einmal am Ende seiner inneren Kräfte
angekommen ist, wenn er sich selbst zur Last wird, dann
helfen ihm keine Worte mehr, keine Ideale und Zukunftsträume,
die man vor ihm aufrichtet – sondern dann braucht er
nur eines: er braucht einen Menschen, dem er ganz, ganz vorbehaltlos
vertrauen kann, einen Menschen, der alles versteht, der
alles hört, der alles erträgt, der alles glaubt, alles hofft, alles vergibt.
… Wo gibt es ihn? Das ist nun das Wunder aller Wunder,
daß jeder Mensch diesen Menschen hat und finden kann, denn
dieser Mensch ruft ihn von selbst zu sich, bietet sich an, lädt
uns ein. Jesus Christus allein – Er der allein Mensch ist. … Es
gibt zwei Möglichkeiten, einem Menschen, der von einer Last
gedrückt wird, zu helfen. Entweder man nimmt ihm die ganze
Last ab, so daß er künftig nichts mehr zu tragen hat, oder man
hilft ihm tragen, indem man ihm dies Tragen leichter macht.
Jesus will nicht den ersten Weg mit uns gehen. Die Last wird
uns nicht abgenommen. Jesus, der selbst sein Kreuz getragen
hat, weiß, daß der Mensch seiner Bestimmung nach Lastträger,
Träger seines Kreuzes sein muß, und daß allein unter dieser Last
und nicht ohne diese Last, der Mensch geheiligt wird. Die Last,
die Gott dem Menschen auferlegt hat, nimmt Jesus dem Menschen
nicht ab. Aber er macht dem Menschen die Last dadurch
leichter, daß er ihm zeigt, wie er sie tragen muß.
Quelle:
London 1933-1935, DBW Band 13,
Seite 375 f