Gott, warum bist du uns so nah?

Gott, du hast es mit mir angefangen.
Du hast mir nachgestellt, hast mich nicht loslassen wollen,
bist mir immer wieder hier oder dort plötzlich in den Weg
getreten, hast mich verlockt und betört,
hast dir mein Herz gefügig und willig gemacht,
hast zu mir geredet von deiner Sehnsucht und ewigen Liebe,
von deiner Treue und Stärke;
als ich Kraft suchte, stärktest du mich, als ich Halt suchte,
hieltest du mich, als ich Vergebung suchte,
vergabst du mir die Schuld.
Ich hatte nicht gewollt, aber du überwandest meinen Willen,
meinen Widerstand, mein Herz.
Gott, du verführtest mich unwiderstehlich, daß ich mich
dir hingab. Herr, du hast mich überredet und ich habe mich
überreden lassen.
Wie einen Ahnungslosen hast du mich gefaßt –
und nun kann ich nicht mehr von dir los.
Du bist mir zu stark geworden und hast gewonnen.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
London 1933-1935
, DBW Band 13, Seite 348 f

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