Befreiung von unaufhörlichen Anfängen

Aufgrund des geschehenen Anfangs Gottes mit uns, ist
unser Leben mit Gott ein Weg, der im Gesetz Gottes
gegangen wird. Ist das Knechtung der Menschen unter das
Gesetz? Nein, es die Befreiung von dem mörderischen Gesetz
der unaufhörlichen Anfänge. Einen Tag um den anderen auf
den neuen Anfang zu warten, ihn unzählige Male gefunden zu
haben meinen, um ihn am Abend wieder verloren zu geben,
das ist die vollkommene Zerstörung des Glaubens an den Gott,
der den Anfang einmal gesetzt hat. … Gott hat den Anfang
gesetzt, das ist die freudige Gewißheit des Glaubens. Darum
soll ich nicht neben den »einen« Anfang Gottes noch zahllose
eigene Anfänge zu setzen versuchen. Gerade davon bin ich
befreit, der Anfang liegt ein für alle Mal hinter mir, Gottes
Anfang nämlich. … Wir sind einander auf dem Wege, dessen
Anfang darin bestand, daß Gott die Seinen gefunden hat und
dessen Ende immer nur darin bestehen kann, daß Gott sie
wieder sucht. Der Weg zwischen diesem Anfang und diesem
Ende ist der Wandel im Gesetz Gottes. Es ist das Leben unter
dem Wort Gottes in seiner ganzen Vielgestaltigkeit. Nur eine
Gefahr gibt es in Wahrheit auf diesem Wege, nämlich hinter
den Anfang zurückzuwollen. In diesem Augenblick hört der
Weg auf ein Weg der Gnade und des Glaubens zu sein. Er hört
auf Gottes eigener Weg zu sein.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 500

Gedanken zum 1. Dezember

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