Der Mensch wird Mensch, weil Gott Mensch wurde

Die Gestalt Jesu Christi gewinnt Gestalt im Menschen.
Der Mensch gewinnt keine eigene, selbständige Gestalt,
sondern was ihm Gestalt gibt und in der neuen Gestalt erhält
ist immer nur die Gestalt Jesu Christi selbst. Es ist also keine
Nachäffung, keine Wiederholung seiner Gestalt, sondern seine
eigene Gestalt, die im Menschen Gestalt gewinnt. Der Mensch
wird nicht in eine ihn fremde Gestalt, in die Gestalt Gottes,
sondern in seine eigene, ihm zugehörige und wesentliche
umgestaltet. Der Mensch wird Mensch, weil Gott Mensch
wurde. Aber der Mensch wird nicht Gott. Nicht er also konnte
und kann den Wandel seiner Gestalt vollbringen, sondern Gott
selbst verwandelt seine Gestalt in die Gestalt des Menschen,
damit der Mensch zwar nicht Gott, aber Mensch vor Gott
werde.
In Christus war die Gestalt des Menschen vor Gott neugeschaffen.
Es war keine Sache des Ortes, der Zeit, des Klimas, der
Rasse, des Einzelnen, der Gesellschaft, der Religion oder des
Geschmacks, sondern die Sache des Lebens der Menschheit
schlechthin, dass sie hier ihr Bild und ihre Hoffnung erkannte.
Was an Christus geschah, war an der Menschheit geschehen.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 83

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