Die Liebe zur Theologie

Kein Priester, kein Theologe stand an der Krippe von
Bethlehem. Und doch hat alle christliche Theologie
ihren Ursprung in dem Wunder aller Wunder, daß Gott
Mensch wurde. Die heilige Theologie – sie entsteht im anbetenden
Knieen vor dem Geheimnis des göttlichen Kindes im
Stall. Ohne die heilige Nacht gibt es keine Theologie.
»Gott geoffenbart im Fleisch«, der Gottmensch Jesus Christus,
das ist das heilige Geheimnis, das zu behüten und zu wahren die
Theologie eingesetzt ist. Welcher Unverstand, als sei es die
Aufgabe der Theologie, Gottes Geheimnis zu enträtseln, es auf
die platten, geheimnislosen menschlichen Erfahrungs- und
Vernunftweisheiten herabzuziehen! Während doch allein dies
ihr Amt ist, Gottes Wunder als Wunder zu bewahren, Gottes
Geheimnis gerade als Geheimnis zu begreifen, zu verteidigen,
zu verherrlichen. So und niemals anders hat die alte Kirche es
gemeint, wenn sie sich in nicht ermüdendem Eifer um das
Mysterium der Trinität und der Person Jesu Christi bemühte. …
Wenn es die Weihnachtszeit nicht vermag, in uns wieder so
etwas wie eine Liebe zur heiligen Theologie zu entzünden,
daß wir, gefangen und bezwungen von dem Wunder der Krippe
des Gottessohnes, den Geheimnissen Gottes andächtig nachdenken
müssen, – dann wird es wohl so sein, daß die Glut der
göttlichen Geheimnisse auch für unser Herz schon erloschen
und erstorben ist.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 537ff

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