"Frieden ist das große Wagnis" - Kanzelrede von Arnd Henze

Aktuelle Meldung vom: 09.01.2023

Bonhoeffer am Strand der Insel Fanö

Liebe Schwestern und Brüder,

vor einigen Jahren stand ich mit unserer Tochter vor der Westminster Abbey in London – und zeigte ihr an der Außenfassade das Relief von Dietrich Bonhoeffer. Ich erinnere mich gut an die Begeisterung, mit der ich ihr davon
erzählte, wie sehr mich dieser Mensch in meinem Denken und Glauben begleitet und geprägt hat. Meine Tochter kennt so einen Redeschwall schon von mir – irgendwann rollte sie die Augen und sagte: Danke Papa, es reicht!

Ich erinnere mich aber noch an etwas anderes in diesem Moment: nämlich an das irritierende Gefühl, dass diese Statue so gar nicht zu dem Bonhoeffer passte, vom dem ich gerade erzählte. Der nämlich alles andere war als ein Säulenheiliger, der streng und mit starrem Blick von der Fassade zu uns rüber schaute.

Im Gegenteil: was mich an Bonhoeffer immer fasziniert hatte, war doch gerade das Unfertige, das Fragmentarische, der Mut dieses jungen Menschen, sich so radikal auf die Realität einzulassen, dass ihn diese Herausforderungen immer wieder in seinen Gewissheiten erschüttert und zu neuen Antworten auf neue Fragen bewegt haben.

Und deshalb wäre Dietrich Bonhoeffer wohl einigermaßen befremdet, wenn er sehen würde, wie Texte und Worte, die er in einer ganz konkreten Situation gesprochen und geschrieben hat, heute von vielen Seiten wie zeitlos gültige Wahrheiten gelesen und einzelne Sätze zu Kalendersprüchen trivialisiert werden. Oder noch schlimmer: wie seine Gedanken instrumentalisiert und zur Munition im politischen Meinungsstreit wurden.

Ich erlebe das derzeit in vielen Veranstaltungen seit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Irgendwann meldet sich dann fast immer jemand und zitiert aus Bonhoeffers großer Morgenandacht in Fanö, die wir gerade hier gemeinsam gehört haben. Frieden als Wagnis, Frieden, der sich niemals sichern lasse – und deshalb dürfe man der Ukraine heute auch keine Waffen liefern.

Mit der gleichen Erwartbarkeit meldet sich dann oft jemand, der ein anderes berühmtes Wort von Bonhoeffer zitiert: nämlich das von dem Rad, dem man in die Speichen greifen müsse – und deshalb müsse man der Ukraine heute Waffen liefern. Wenn es gut läuft, einigen sich dann alle gut christlich auf ein drittes verkürztes Bonhoeffer-Zitat: dass wir nämlich alle irgendwie schuldig werden.


In der Regel schaue ich mir das Ganze eine Weile an – und beende diese ermüdenden Versuche, Bonhoeffer zu vereinnahmen, mit einem letzten Zitat:

„Was „immer“ wahr ist, ist gerade heute nicht wahr“.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn Dietrich Bonhoeffer für uns heute noch - oder gerade jetzt - wichtig sein soll, dann werden wir ihn vom Sockel holen müssen und seine Texte nicht in ihrer zeitlosen Gültigkeit, sondern in ihrem Ringen mit ganz konkreten Herausforderungen lesen müssen – und uns in unserer Realität heute mit der gleichen Ernsthaftigkeit und Unbedingtheit herausfordern lassen, wie das Bonhoeffer in seiner Zeit getan hat.

Die Rede, die Dietrich Bonhoeffer am 28. August 1934 auf der ökumenischen Jugendkonferenz gehalten hat, war von einer sehr konkreten Sorge getragen: der Sorge, dass der Machtanspruch der Nationalsozialisten mit seinem imperialen Wahn zwangsläufig zu einem Angriffskrieg gegen die europäischen Nachbarn führen würde.

Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund, die offene Aufrüstung über die Begrenzungen des Versailler Vertrags hinaus, die entstehenden Allianzen mit Faschisten in anderen Ländern: das waren klare politische Signale. Und man spürt Bonhoeffers Verzweiflung, dass weder in Deutschland, noch in Europa die Bereitschaft da war, diese Zeichen an der Wand zu lesen und ernst zu nehmen.

Im Gegenteil: in manchen westlichen Ländern gab es eher die Versuchung, sich auf schmutzige Deals mit Hitler einzulassen, viele sahen in ihm und einem auch militärisch wieder erstarkten Deutschland gar so etwas wie ein vorgeschobenes Bollwerk gegen die Bedrohung durch die Sowjet-Union.

Dieser brandgefährliche Mix aus imperialer Kriegsvorbereitung in Deutschland und dem blinden Taktieren des Westens gegenüber diesem Deutschland: das ist der Kontext, in dem Bonhoeffer seinen scharfen Gegensatz zwischen Friedenund Sicherheit konstruiert. Bonhoeffers Leidenschaft, mit der er gegen die Illusion von Sicherheit polemisiert – sie gründet in dem scharfen analytischen Blick, dass das als Friedenspolitik verbrämte Taktieren der Welt gegenüber Deutschland am Ende in die Katastrophe des Krieges führen wird.

Bonhoeffers Antwort darauf war 1934 eine pazifistische – das Wagnis des Friedens, getragen von der Hoffnung, dass die Kirche Jesu Christi „ihren Söhnen im Namen Jesu Christi die Waffen aus der Hand nimmt und ihnen den Krieg verbietet und den Frieden Christi ausruft über die rasende Welt“.

Liebe Gemeinde, das war und das ist kein Schönwetter-Pazifismus, dem es um das eigene ethische Reinheitsgebot geht. Das ist die verzweifelte Hoffnung, die Kirchen der Welt auf eine Ächtung des Krieges zu verpflichten. Eine Ächtung, die vor allem eines bedeuten würden: dem am Horizont schon sichtbaren Angriffskrieg Hitlers den entschlossenen Widerstand der weltweiten Christenheit entgegenzusetzen. Nicht irgendwann, sondern hier und jetzt: „Wir können es heute noch tun. Das ökumenische Konzil ist versammelt. Es kann diesen radikalen Ruf zum Frieden an die Christusgläubigen ausgehen lassen.“

Bonhoeffer hätte diesen Ruf gerne mit nach Deutschland genommen, zurück in die Bekennende Kirche, die doch noch so tief im Militarismus des Kaiserreichs gefangen war - und für Hitlers Kriegspläne ebenso blind war, wie für die Verfolgung und sich abzeichnende Vernichtung der Juden. Bonhoeffer hatte beides im Blick. Und sein Ruf zur Ächtung des Kriegs und sein Appell, dem Rad in die Speichen zu greifen, wo Menschheitsverbrechen drohen, sind deshalb kein Gegensatz, sondern gehören untrennbar zusammen.

Wolf Biermann hat einmal gesungen: „nur wer sich ändert, bleibt sich treu“. Bonhoeffer blieb sich gerade darin treu, dass er die Ächtung des Krieges weiter als eine ökumenische Aufgabe verfolgte – auch wenn die radikalpazifistische
Perspektive immer weiter in den Hintergrund trat. An die Appeasement-Politik des Westens hat er jedenfalls ebenso wenig geglaubt wie Karl Barth. Der schrieb am Vorabend des Münchener Abkommens von 1938 an den Prager Theologen Hromadka: „Das eigentlich Furchtbare ist ja nicht der Strom von Lüge und Brutalität, der von dem hitlerischen Deutschland ausgeht, sondern die Möglichkeit, dass in England, Frankreich Amerika – auch bei uns in der Schweiz – vergessen werdenkönnte: mit der Freiheit ihres Volkes (also Tschechien) steht heute nach menschlichem Ermessen die von Europa und vielleicht nicht nur von Europa. Ist denn die ganze Welt unter den Bann des bösen Blickes der Riesenschlange geraten? Und muss sich der Pazifismus der Nachkriegszeit nun wirklich in einer so schrecklichen Lähmung aller und jeder Entschlusskraft auswirken?“

Anders als Karl Barth hat sich Bonhoeffer selbst in dieser Zeit mit öffentlichen Äußerungen zurückgehalten, weil er da bereits im Kontakt mit dem politischen Widerstand gegen Hitler stand. Aber noch im Frühjahr 1939 ist er nach London gereist, um seine Gesprächspartner vor jeder Illusion mit Blick auf dessen Kriegspläne zu warnen. Und NEIN: er hat nicht dafür plädiert, eine drohende Annektion Polens um des lieben Friedens willen als vermeintlich geringeres Übel in Kauf zu nehmen!

Liebe Schwestern und Brüder, ich weiß: das ist nicht das, was sich manche von Ihnen von dieser Kanzelrede erwartet haben. Und ganz ehrlich: ich habe diese so kraftvolle Rede über das Wagnis Frieden auch viele Jahre anders gelesen – und sie schon vor 40 Jahren in der Begründung meiner Kriegsdienstverweigerung ausführlich zitiert.

Aber für mich bedeutete der Völkermord 1994 in Ruanda die „Zeitenwende“, in der manche meiner pazifistischen Überzeugungen der Realität nicht standhielten. Und ich erinnere mich an ein langes Interview, das ich damals mit
Kofi Annan führen durfte – in der er mir von den vergeblichen Bemühungen erzählte, damals die nötigen Soldaten für eine robuste UN-Friedensmission zu bekommen, die vielleicht das Schlimmste verhindert hätte und den Menschen
zwar sicher keinen Frieden, aber vielleicht vielen von ihnen die Sicherheit des Überlebens ermöglicht hätte.
Dieser Erschütterung meiner Gewissheiten sind seitdem viele weitere gefolgt: auf dem Balkan und in Tschetschenien, in Afghanistan und Syrien, in Libyen und im Irak, im Südsudan und Mali – und schon lange vor dem 24. Februar auch in der Ukraine.

„Wie wird Frieden?“ Bonhoeffer ist dieser Frage treu geblieben, nicht obwohl, sondern weil er sie 1938 und 1939 ganz anders beantwortet hat, als in seiner großen Rede in Fanö.
„Wie wird Frieden?“ Diese Frage nimmt uns auch heute niemand ab – und wenn wir etwas von Bonhoeffer lernen können, dann diese bedingungslose Bereitschaft, sich nicht mit ewig gültigen friedensethischen Wahrheiten oder mit ein paar aus dem Kontext gerissenen Bonhoeffer-Zitaten aus der eigenen Verantwortung zu stehlen - sondern uns mitten hinein zu begeben in die Dilemmata und Aporien dieses Krieges, der gerade die fundamentalen Prinzipien des Westfälischen Friedens und der Charta von Paris mitzertrümmert.

Zur Wahrheit gehört aber auch: je genauer wir in diesem furchtbaren Krieg hinsehen, desto schmerzhafter werden die Abwägungen. Und Abwägungen - das meine ich ganz wörtlich. Um mir ein Urteil zu bilden, versuche ich mir immer das Bild einer Waage vorzustellen, auf der sich auf beiden Seiten die Schalen bleischwer füllen. Da gibt es nur selten ein einfaches Richtig oder Falsch – und trotzdem kann die Waage nicht in der Schwebe bleiben. Am Ende werden wir Entscheidungen treffen müssen – und diese Entscheidungen haben Folgen, für die wir Verantwortung übernehmen müssen und darin nicht irgendwie, sondern sehr konkret schuldig werden.

Ich möchte versuchen, das an einem Beispiel anschaulich zu machen: in den ersten Wochen des Krieges gab es von Seiten der Ukraine den verzweifelten Hilferuf, die Menschen in den Städten und Orten mit einer Flugverbotszone zu
schützen. Nichts war aus ukrainischer Sicht verständlicher und legitimer, als dieser Wunsch, vor den tödlichen Luftschlägen der Cruise Missile und Iskander-Raketen geschützt zu werden. Aber es gab mindestens ebenso gute Gründe, diese Bitte nicht zu erfüllen.

Ich erinnere mich gleich in den ersten Kriegswochen an eine große Veranstaltung im Sauerland, als ich auf dem Podium saß und diese Argumente gegen einen Flugverbotszone so gut ich konnte vertreten habe. Und ich glaube, es ist mir auch einigermaßen gelungen zu erklären, welche unkalkulierbaren Risiken und Eskalationsgefahren eine solche Flugverbotszone bedeuten würde.

Auf der Rückfahrt saß ich dann im Regionalexpress und sah auf Twitter ein Video, in dem Opernchor und Opernorchester von Odessa auf dem Vorplatz der Oper den berühmten Gefangenenchor von Odessa aufgeführt haben - und dann ein Musiker nach dem anderen an die Welt appellierte, ihre Stadt gegen die Angriffe aus der Luft zu schützen: also genau das, wogegen ich gerade mit vielen guten Argumenten gesprochen hatte. Ich hatte dazu noch die Musik im Ohr - und in dem Moment konnte ich einfach nur noch heulen. Und noch mehr habe ich geweint, als ein Tag später das Stadttheater von Mariupol von einer Rakete getroffen wurde, wo mehr als 1000 Menschen Zuflucht gesucht hatten – in der vergeblichen Hoffnung, zumindest an diesem Ort der Kultur einigermaßen sicher vor dem russischen Bombenterror zu sein.

Die politische Vernunft sagt mir immer noch, dass eine Flugverbotszone auch dieses Kriegsverbrechen nicht verhindert hätte. Aber mein Herz hadert bis heute! So, wie es Matthias Claudius in seinem Kriegslied schreibt:

„Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen

Und blutig, bleich und blaß

Die Geister der Erschlagenen zu mir kämen,

Und vor mir weinten, was?“

Liebe Freunde, in solchen Dilemmata helfen mir irgendwelche Friedensdenkschriften ebenso wenig weiter, wie abstrakte Debatten über Waffenlieferungen. Und ich habe großen Respekt vor all den Politikerinnen und -politikern, die mit all die konkreten Dilemmata auch nachts um den Schlaf bringt – und sie vor den notwendigen Entscheidungen trotzdem nicht wegrennen.

Aber gerade, weil wir der Ukraine im Frühjahr mit guten Gründen nicht geben konnten, worum uns die Menschen dort angefleht haben: sollte ich heute nicht dankbar sein über jeden einzelnen Menschen, jede Rentnerin und jedes Kind, die nach einer bangen Nacht im Luftschutzkeller lebendig in ihre unzerstörte Wohnung zurückkehren kann - weil Luftabwehrsysteme auch das Deutschland inzwischen zumindest jede zweite Cruise Missile, Iskander oder iranische Drohne unschädlich macht, bevor sie ganz gezielt in Wohn- und Krankenhäuser von Kiew, Odessa oder Charkiw einschlagen – weit ab der Front? Jeder einzelne dieser Angriffe ein Kriegsverbrechen, in ihrer Summe ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Für all diese Menschen bedeutet das „Wagnis Frieden“ heute ganz sicher etwas anderes, als für jene, die der Ukraine in Talkshows, offenen Briefen und mitunter auch in kirchlichen Gemeindehäusern empfehlen, sich der russischen Aggression zu ergeben.

Und damit das ganz klar ist: Nicht trotzdem, sondern gerade deshalb bin ich bin heute mehr denn je gegen Waffenexporte in Konfliktgebiete. Vielleicht müssten wir heute der Ukraine keine Waffen schicken, wenn die damalige Bundesregierung nicht noch 2011 der Firma Rheinmetall für hunderteMillionen Euro den Bau eines kompletten Gefechtsstands für die russische Armee genehmigt hätte!

Wie wird Frieden? Bonhoeffers Frage holt uns mitten hinein in die unfriedliche Realität dieser Welt. Und sie führt uns zugleich darüber hinaus und verweist uns darauf, was gerade die Kirchen dieser Welt heute Unverwechselbares zu sagen haben.

Als vor 374 Jahre der Westfälische Frieden geschlossen wurde, wussten zwei Generationen von Menschen in Europa nicht mehr, was es bedeutet, ohne die ständige Angst im Krieg zu leben. Zwei Generation von Kindern und Kindeskindern, für die das Morden und Brandschatzen, das Rauben und Vergewaltigen von Geburt an zur Normalität ihres Alltags gehörten. Und trotzdem gab es bereits Menschen, die schon mitten im Krieg die Fantasie, die Vernunft und den Weitblick hatten, eine Friedensordnung zu denken, die am 24.Oktober 1648 einem kriegsmüden Europa tatsächlich Frieden ermöglicht hat.

Liebe Schwestern und Brüder, wir sind es unseren Kindern und Enkeln auch heute schuldig, dass sie nicht in einer Welt aufwachsen müssen, die in den kommenden 30 Jahren allein durch Konfrontation und die Angst vor einem Atomkrieg bestimmt ist. Lassen wir uns nicht einreden, dass die Hoffnung auf einen gerechten Frieden eine Illusion war und auf ewig an der politischen Realität gescheitert ist.

Wie wird Frieden? Wie wagen wir heute Frieden? Bonhoeffer mutet in Fanö den Kirchen doch gerade deshalb so viel zu, weil Christinnen und Christen nicht in der trostlosen Realität des Unfriedens gefangen bleiben dürfen, sondern den Horizont weiten können im Vertrauen auf den „Frieden Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft.“ Wohlgemerkt: HÖHER als alle Vernunft – nicht GEGEN alle Vernunft.

Weil wir dem Frieden Gottes etwas zutrauen, werden wir uns nicht damit abfinden, dass die beste aller möglichen Welten für die kommenden 30 Jahre eine neue waffenstarrende Form des Kalten Krieges sein wird – nur ungleich fragiler und gefährlicher, als im vorigen Jahrhundert.Weil wir dem Frieden Gottes etwas zutrauen, können und müssen wir schon heute mit unserem Herzen und unserer Vernunft nach Bausteinen einer Friedensordnung suchen, die der Ukraine und allen anderen Staaten ihren Frieden und ihre Souveränität garantiert und Europa wieder zu einem sicheren
Raum des Rechts werden lässt – und auch einem veränderten Russland die Tür zu diesem Raum des Rechts offenhält.
Weil wir dem Frieden Gottes etwas zutrauen, schauen wir in Russland schon heute nicht nur auf den Menschheitsverbrecher Putin und seinen Mittäter und Kriegspropagandisten Patriarch Kyrill. Sondern wir stellen uns an die Seite der verzweifelten und immer wütender werdenden Mütter und Großmütter, der Ehefrauen und Schwestern, die um ihre zwangsrekrutierten Söhne, Brüder und Ehemänner bangen.

Schon vor dreißig Jahren waren es die Soldatenmütter, die dem Rad des ersten Tschetschenienkrieg erfolgreich in die Speichen gegriffen haben. Und wenn es heute schon – Gott sei ́s geklagt - nicht die Kirche Jesu Christi ist, die „ihren Söhnen die Waffen aus der Hand nimmt und ihnen den Krieg verbietet und den Frieden ausruft über die rasende Welt“ dann vielleicht erneut die Liebe der Mütter, die ihre Söhne nicht in einem verbrecherischen Krieg elendig töten und sterben lassen wollen.

Und wo immer das geschieht, werden hoffentlich auch die Popen überall in Russland diesem Ruf folgen und der Kriegspropaganda ihres Patriarchen die Gefolgschaft verweigern.

Liebe Schwestern und Brüder, Wie wird Frieden? Vielleicht haben wir auch als Christinnen und Christen die Zeichen der Zeit zu lange übersehen, weil wir den Krieg in Europa für so undenkbar hielten, dass wir ihm nichts mehr entgegenzusetzen hatten.

Aber bitte lasst uns heute nicht den umgekehrten Fehler machen: lassen wir nicht zu, dass der Frieden so undenkbar wird, dass wir uns nur noch in der Logik tödlicher Konfrontation einrichten können. Wir werden die Gottes Verheißung nicht aufgeben, dass auch in dieser Welt und auf diesem Kontinent wieder Schwerter in Pflugscharen und Panzer zu Mähdreschern verwandelt werden können.In dieser Hoffnung bewahre uns der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft – der aber unsere Vernunft, unsere Herzen und unsere Stimmen braucht, um diesen Frieden auszurichten über der rasenden Welt.

Amen!

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