Anneliese Schnurrmann

Person

Anneliese Schnurmann war in Berlin mit Bonhoeffers jüngster Schwester Susanne (geboren 1909) zur Schule gegangen. Bonhoeffer kannte Anneliese über »Susi« und seinen Studienfreund Walter Dreß (er und Susanne heirateten 1929). Im Sommer 1932, als Anneliese studierte und Bonhoeffer im Berliner Norden Konfirmanden unterrichtete, über die er mit der proletarischen Jugend in Verbindung kam, entstand im Zimmer der Mutter Paula Bonhoeffer ein Plan: Anneliese wollte mit einem Teil ihres Vermögens ein sozialpädagogisches Unternehmen finanzieren. Durch Anna von Gierke beraten begann im Herbst 1932 die Arbeit mit jungen Erwerbslosen in der »Jugendstube« in Berlin-Charlottenburg. Sie währte nur kurz. Nach dem 30. Januar 1933, an dem Hindenburg Hitler zum Reichskanzler berief, wurde Anna von Gierke aus ihrer Arbeit im Jugendheim in Finkenkrug vertrieben, die kommunistischen Angehörigen der »Jugendstube« versteckten sich, und Anneliese, aus jüdischem Hause, verließ Deutschland. – Vor dem Aufbruch zu seiner ersten Reise in die Schweiz im Auftrag des Amtes Ausland/Abwehr (24.2.-24.3.1941) schrieb Bonhoeffer seinen Eltern: »Ich werde natürlich als erstes an Anneliese schreiben.« Das tat er am 20.3. aus Zürich. Er dankte Anneliese »für alles, was Sie uns über Sabine geschrieben haben« und im Namen der Eltern Bonhoeffer für »den herrlichen Kaffee«. Den Brief adressierte er an »Dr. Strauß« in Rio de Janeiro; er meinte, Anneliese sei ihrer zwölf Jahre älteren Schwester, in deren Obhut sie nach dem frühen Tod der Eltern Schnurmann gewesen war, und deren Gatten, dem Berliner Arzt Dr. Moritz Strauß,  nach Brasilien gefolgt. Aber Anneliese war in England. Während der zweiten Reise in die Schweiz (28.8.-26.9.1941) erkundigte Bonhoeffer sich in einem am 19.9. auf Englisch geschriebenen Brief bei seiner Zwillingsschwester Sabine Leibholz und ihrer Familie im Oxforder Exil nach der Adresse von »Annylisa«.

Quelle:

Dietrich Bonhoeffer. Bilder seines Lebens. Hrsg. v. Bethge, Renate und Gremmels, Christian. Gütersloh 2005, Seite 57. Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005, Seite 276f. /DBW 16.

SCHNURRMANN, ANNELIESE (1909-?): stammte aus einer Berliner jüdischen Familie. Sie musste 1933 Deutschland verlassen. Als Kinder-Psychoanalytikerin war sie Mitarbeiterin von Anna Freud in der Hampstead-Klinik in London. Von dort erteilte sie am 11.10.1991 den Herausgebern von DBW 16 Auskunft.

Vita aus:

DBW 9, 171, DBW 16, 165, und 900 im Personenverzeichnis

Susanne  Dreß

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

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