Einladung zum Bonhoeffertag

Aktuelle Meldung vom: 14.06.2021

Bonhoeffer-Haus Friedrichsbrunn

Familie(n) leben: Familienleben – Familie leben“

Einladung zum 23. Bonhoeffertag in Friedrichsbrunn am 29.8.2021

 

Der 23. Bonhoeffertag 2020 ist ausgefallen. Der Grund: die Coronapandemie. Die Entscheidung der Veranstalter, das Kirchspiel Bad Suderode und Friedrichsbrunn und der Träger- und Förderverein Bonhoeffer-Haus Friedrichsbrunn, hieß vor einem Jahr: Wir verschieben den 23. Bonhoeffertag auf 2021 und hoffen, dass die Pandemie dann gebannt ist. Noch ist sie nicht überstanden, aber es scheint, als könnten in diesem Sommer die Auflagen gelockert werden. Die Inzidenzzahlen sind stark rückläufig und die Anzahl der Impfungen steigt. So hoffen die Veranstalter, dass der 23. Bonhoeffertag mit gleicher Überschrift und gleichem Programm Ende August durchgeführt werden kann. Sie bitten alle Teilnehmer*innen, sich auf der Internetseite bonhoefferhausfriedrichsbrunn.wordpress.com über die dann gültigen Regeln zu informieren und sie einzuhalten. Vielleicht brauchen wir diese Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr und können aufatmend und die gemeinsam geteilten Erfahrungen im Gepäck neu starten.

Das Thema des 23. Bonhoeffertages ist so aktuell, dass es Raum lässt, auch die teils belastenden Erfahrungen von Familien in Pandemiezeiten angesichts von Lockdown und teils geschlossenen Schulen, von Homeoffice und Homeschooling (neue Wörter, die wir gelernt haben) einzubeziehen. Wie haben Familien mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen die Krisenzeit durchstanden? Wie konnten sie dies meistern? Was hat sie gestärkt, was geschwächt? Haben Kontakte, Verwandtschaften, Freundschaften, Solidargemeinschaften gelitten oder sind sie sogar intensiver geworden?

Der 23. Bonhoeffertag widmet sich dem Thema „Familie(n)leben: Familienleben – Familie leben“ in einer doppelten Perspektive: 'damals' und 'heute', wobei die jeweiligen historischen Herausforderungen sowie die Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich waren und sind. Da der Bonhoeffertag am Ort des Ferienhauses der Familie Karl und Paula Bonhoeffer stattfindet, wird sich der Blick bei 'Familie(n)leben – damals' auf diese Berliner Großfamilie mit ihren 8 Kindern beziehen. Der Abschnitt 'Familie(n)leben – heute' blickt auf die Herausforderungen und Anforderungen für Familien mit ihren unterschiedlichen Zusammensetzungen und gesellschaftlichen Erfahrungen heute.

 

Der Rückblick zeigt: vor 76 Jahren hat das NS- Regime vier Mitglieder der Familie Karl und Paula Bonhoeffer ermorden lassen: die Söhne Klaus und Dietrich Bonhoeffer und die Schwiegersöhne Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher. Sie waren aktiv im Widerstand eingebunden. Die übrige Familie wusste dies und unterstütze ihren Einsatz. Im Oktober 1945 schrieb der Vater, Prof. Dr. Karl Bonhoeffer:

„Daß wir sehr viel Schlimmes erlebt und zwei Söhne (Dietrich, der Theologe, und Klaus, Chefsyndikus der Lufthansa) und zwei Schwiegersöhne (Prof. Schleicher und Dohnanyi) durch die Gestapo verloren haben, haben Sie … erfahren. Sie können sich denken, daß das an uns alten Leuten nicht ohne Spuren vorübergegangen ist. Die ganzen Jahre hindurch stand man unter dem Druck der Sorge um die noch nicht Verhafteten, aber Gefährdeten. Da wir alle aber über die Notwendigkeit zu handeln einig waren und meine Söhne auch sich im Klaren waren, was ihnen bevorstand im Falle des Mißlingens des Komplotts und mit dem Leben abgeschlossen hatten, sind wir wohl traurig, aber auch stolz auf ihre gradlinige Haltung.“ (Bethge/Gremmels, Dietrich Bonhoeffer, München, 1986, S. 234).

Dieser Rückblick wenige Monate nach der Befreiung von der NS-Diktatur ist neben dem Einblick in die Trauer über den Verlust von vier Familienmitgliedern ein Zeugnis für den Zusammenhalt der Familie, die gemeinsam der Diktatur, dem Unrechtsstaat, der Menschenverachtung in der millionenfachen Ermordung von Juden widerstanden hat. Was ermöglichte den Widerständlern ihre 'gradlinige Haltung'? Was befähigte sie zur 'Zivilcourage'? Aus vielen weiteren Zeugnissen aus dem Kreis der Familie geht hervor: Es waren auch die familiären Bande, das Vertrauen untereinander und die erlernte Verantwortung für das eigene und das politische Leben. Es war eine 'Erziehung zur Selbständigkeit und Verantwortung'. Es war die intellektuelle Redlichkeit und Wahrhaftigkeit. Es waren die kulturelle Mitgift, aber auch die christlichen Bindungen.

 

Und heute? In der Pandemie und nach der Pandemie? Was kann Familie heute zur Bildung von Verantwortung für das eigene Leben, für Leben und Gesundheit Anderer wie für das Gemeinwesen beitragen? Wie können Krisen gemeistert und wie der Zusammenhalt gestärkt werden? Welche materiellen, psychischen, kulturellen und religiösen 'Ressourcen' braucht Familienleben heute?

Der 23. Bonhoeffertag greift das Thema 'Familie(n)leben: Familienleben – Familie leben' auf. Am Sonntag, den 28.8.2021 soll einen Tag lang im Gottesdienst, in Vorträgen, in Gesprächen mit sachkundigen Referentinnen und untereinander diesem Thema nachgegangen werden.

 

Der Tag beginnt mit einem Gottesdienst im Garten des Ferienhauses der Familie Bonhoeffer. Die Predigt hält Pfarrerin Dr. Saskia Lieske, die Ortspfarrerin, für die musikalische Ausgestaltung sorgt der Posaunenchor Thale unter der Leitung von KMDin Christine Bick.

Nach einem Mittagessen vom Grill im Garten des Café Bonhoeffer, zubereitet von der Besitzerin Gabriela Zehnpfund mit ihrem Team, werden die Besucher*innen eingeladen, miteinander über 'Familien-Erfahrungen' ins Gespräch zu kommen.

Ab 14.00 Uhr finden in der Bonhoefferkirche Friedrichsbrunn Vorträge, Gesprächsimpulse und Diskussionen statt. Dazu werden fachkundige Referentinnen sprechen:

Frau Pfarrerin Dr. Jutta Koslowski, Herausgeberin der Lebenserinnerungen von Susanne Dreß, der jüngsten Tochter der Familie, referiert über 'Ehe, Kindererziehung, kulturelles Leben und politisches Engagement im Hause Bonhoeffer‘. Rückfragen im Plenum schließen sich an.

Im zweiten Teil des Nachmittags gibt Frau Dr. Insa Schöningh, Bundesgeschäftsführerin der evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie e. V. aus Berlin und Mitverfasserin der Studie der EKD von 2013 mit dem Titel 'Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken', einige Denkimpulse zu 'Familie leben heute'. Eine sicherlich lebhafte Diskussion wird sich anschließen.

 

 

Programmentwurf (Stand 06.06.2021)

 

Familie(n)leben: Familienleben – Familie leben

 

11.00 Uhr Festlicher Gottesdienst

im Garten des Bonhoeffer-Hauses, Waldstraße 7

bei schlechtem Wetter in der Bonhoefferkirche

mit dem Posaunenchor Thale. Leitung Christine Bick

Liturgie und Predigt: Pfarrerin Dr. Saskia Lieske, Thale

 

Anschließend Mittagsimbiss vom Grill

 

Ca. 13.15 Uhr Am Familientisch - im Gespräch über Erfahrungen mit der Familie

 

14.00 Uhr Vorträge und Gespräche in der Bonhoefferkirche

 

Familie(n)leben damals

Ehe, Kindererziehung, kulturelles Leben und politisches Engagement im Hause Bonhoeffer

Pfarrerin Dr. Jutta Koslowski, Theologin und Autorin, Gnadenthal im Taunus

 

Familie(n)leben heute

Familien als verlässliche Gemeinschaften in der Verantwortung für das Gemeinwohl stärken

Dr. Insa Schöningh, Bundesgeschäftsführerin der evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie e.V., Berlin

 

Vorträge und Gespräche mit den Referentinnen und den Besucher*innen

Diskussionsleitung: Pfr. i.R. Dr. Günter Ebbrecht, Einbeck

 

Ca. 16.00 Uhr Kaffee und Kuchen im Garten des Bonhoefferhauses

 

Adresse:

 

Bonhoefferhaus Friedrichsbrunn

Waldstraße 7

06502 Thale-Friedrichsbrunn

Tel: 03946-989052

 

Anfahrtbeschreibung:

 

https://bonhoefferhausfriedrichsbrunn.wordpress.com/ueber-uns/

 

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