Jahrestage sind wie Hütten. Irgendwann sind sie da, lassen dich eintreten, ausatmen, verweilen. Und irgendwann ist alles »Hütte«: was sonst noch ist, hinter dir, in dir, vor dir, von der Begegnung nicht mehr zu lösen. Von der Dietrich Bonhoeffers zum Beispiel.
Anlässlich seines Todestages (9. April 1945) richtete die Nachbarschaftsgemeinde in den Wochen der Passion die »Dietrich-Bonhoeffer-Werkstatt« ein. In Archiven wurde geblättert, Lebensabschnitte rekonstruiert, das theologische, politische, historische Gespräch geführt, meditiert, ein Gottesdienst vorbereitet. Totalitärer Staat, Messianismus, Staatsverbrechen, Unterdrückung, Krieg, Völkermord. Wie erleben das Bonhoeffer, seine Familie, seine Freunde? Und »Nachfolge«: Was ist das unter diesen Bedingungen? Und Gott: Wo ist der? Die »Verheißung des Lebens«: taugt sie noch bei so viel Tod? Die standrechtliche Ermordung Bonhoeffers fand am frühen Montagmorgen nach dem Sonntag Quasimodogeniti im Konzentrationslager Flossenbürg (Oberpfalz) statt.
Der Gedenkgottesdienst zum Todestag wurde als ökumenische Vesper gefeiert. Über dem Altar war in großem Format Marc Chagalls »Dimanche« eingeblendet, im rechten und linken Teil des Altarraums und an den Seitenwänden in Bild- und Textformaten die persönliche Vita Dietrich Bonhoeffers dargestellt, dazu persönliche und theologische Kernsätze aus seinen Briefen. Zwischen Altar und Taufstein: die brennende Osterkerze. Im Altarraum sind drei Mikrophone eingerichtet: eines am Altar, die beiden anderen vorne links und rechts im Raum. Die liturgischen Stille-Phasen wurden von Akkordeon-Tönen markiert.