Wir stellen Ihnen an dieser Stelle die aktuellste (Erscheinungsdatum Sommer 2017) und umfassendste Unterrichtshilfe für Religionslehrer/innen vor, die sich im Unterricht dem Leben und Denken Dietrich Bonhoeffers widmen wollen.
Sie finden hier Informationen zum Buch, Rezensionen und einen Link zur Verlagsseite mit Inhaltsverzeichnis und Leseprobe.
Christina Lange
Was sagt mir Dietrich Bonhoeffer?
Zugänge für den RU in der Sek I und II
2017. 80 Seiten, mit 47 Abbildungen, kartoniert
€ 20,00 (D) / € 20,60 (A)
ISBN 978-3-525-70227-7
E-Book
ISBN 978-3-647-70227-8
€ 15,99 (D) / € 16,50 (A)
Die Kombination aus einer spannenden Biografie mit einer vielschichtigen Theologie und Ethik, welche in ihrer Offenheit und Unabgeschlossenheit zulassen, sich auf heute übertragen zu lassen, machen Dietrich Bonhoeffer zu einem sehr interessanten Gesprächspartner für Schülerinnen und Schüler.
Bonhoeffer kann als Vorbild dienen, wenn auch seine Schwächen, sein Ringen um die richtige Entscheidung, sein Wissen um Schuld deutlich werden. Dann wird seine Bedeutung als Mensch, Theologe, Pfarrer und als Widerstandskämpfer erst wirklich verständlich. Seine Theologie ist größtenteils komplex, seine Werke mussten z.T. fragmentarisch bleiben. Dennoch bieten sie verständliche Anregungen zu theologischen und ethischen Themen wie „Gott“, „Religion(-skritik)“, „Krieg und Frieden“, „Aufgaben der Kirche“, „Verantwortung“ oder „Gewissen“. Darüber hinaus machen Briefe und Gedichte die Auseinandersetzung mit Bonhoeffer in verschiedenen Jahrgangsstufen möglich.
Verlagssseite mit Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
Autoren / Herausgeber
Dr. Christina Lange arbeitet als Gymnasiallehrerin in Bremen. Daneben ist sie Referentin für die Sek II bei Religionspädagogik und Medien (RPM) und leitet die AG Schule bei der Internationalen Bonhoeffergesellschaft (ibg).
Rezension von Felizitas Handschuch, StDin am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Oberasbach
"Eine Arbeitshilfe für den Religionsunterricht, die das im besten Sinne des Wortes ist.
Ausgehend von der Biografie Bonhoeffers entwickelt die Autorin 12 Themenbereiche, die wichtige theologische und ethische Gedankengänge Bonhoeffers aufgreifen, ins Heute übersetzen und anhand von unterschiedlichen Materialien - Texte, Bilder, Karikaturen - und interessanten Aufgabenstellungen den Schülern sowohl von Sek I als auch Sek II nahebringen.
Eine Arbeitshilfe, die zwar immer die Rückbindung zur Biografie Bonhoeffers aufweist, aber doch "weiterdenkt" - eine Arbeitshilfe, die es erstmalig ermöglicht, auch für Schüler der Sek I einen Zugang zu den Texten und Fragestellungen Bonhoeffers zu finden, eine Arbeitshilfe, die den Lehrer motiviert, sofort mit der Umsetzung beginnen zu wollen ... je nach Altersstufe und Lehrplanbezug können die Themen und Arbeitsvorschläge ausgewählt und aufgegriffen werden, es geht um Flucht, Böse sein, Wahrheit, aktives politisches Handeln, religionsloses Christentum, fragmentarisches Leben, die Frage nach dem Ich, um gute Mächte und um Vorbilder - schließlich greift die Autorin noch Kunstwerke auf, die sich mit Bonhoeffer beschäftigen - hier wird der Weg für einen möglichen fächerübergreifenden Unterricht (Kunst / Musik / Film) geöffnet. Die Auswahl der Materialien hat von der Länge her stets die Unterrichtssituation im Blick - der Schwierigkeitsgrad variiert und ermöglicht so einen breiten Zugang für viele Altersstufen.
Ich selbst unterrichte seit vielen Jahren an einem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, wir haben uns stets bemüht, den Schülern Bonhoeffer nahezubringen - dies geschah aber in den allermeisten Fällen über seine Biografie - mit dieser Arbeitshilfe aber ist es möglich, den Schülern auch einen Zugang zu seinem Denken und Werk zu ermöglichen."
Interview mit Dr. Christina Lange
Liebe Frau Lange, Sie bieten in Ihrem neuen Buch Zugänge zu Leben und Denken Dietrich Bonhoeffers im Religionsunterricht. Welchen Stellenwert hat Bonhoeffer im bisherigen Religionsunterricht und welche Aspekte seiner Biographie finden besondere Beachtung?
Ich musste mich immer bemühen, Bonhoeffer nicht zu häufig im Unterricht einzubringen, weil ich selbst einen Religionslehrer hatte, über den wir immer lachten, weil er sehr häufig auf Bonhoeffer zu sprechen kam. Und das fällt mir schwer, da ich merke, dass Bonhoeffer im Zusammenhang mit ganz vielen Themenbereichen und in vielen Jahrgangsstufen richtig gut passt.
Was ich besonders thematisiere sind die schwierigen Passagen in seiner Biographie, sein Hadern, seine Konflikte. Schüler/innen interessieren sich i.d.R. besonders für die „spannenden Passagen“ seiner Biographie, seine Tätigkeit im Widerstand, seine Haft und sein Sterben.
Gab es denn bisher publizierte Stundenentwürfe für den Religionsunterricht, die den Fokus konkret auf Bonhoeffer legen?
Ja, die gab es schon immer wieder einmal. Allerdings gibt es wenige umfangreiche Unterrichtsmaterialien zu Bonhoeffer.
Ihre Entwürfe geben einen direkten Zugang zu Bonhoeffer, weisen aber auch über ihn hinaus auf aktuelle Themen und Fragestellungen. Ist Bonhoeffer besonders geeignet ihn gleichermaßen als Türöffner für aktuelle (ethische) Fragestellungen zu gebrauchen?
Ich denke schon. Das trifft natürlich nicht nur auf Bonhoeffer zu, aber er eignet sich eben besonders dadurch, dass er so eine interessante Biographie hat und so bekannt ist. Generell halte ich es für wichtig, aktuelle Bezüge herzustellen, um den Schülern/innen einen Lebensweltbezug zu ermöglichen.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie die einzelnen Themen ausgesucht?
Ich habe überlegt, welche Themen ich im Laufe der letzten Jahre schon im Zusammenhang mit Bonhoeffer gewählt habe – das sind i.d.R. auch Themen, die sich in Lehrplänen/Bildungsplänen vieler Bundesländer finden. So habe ich immer wieder Bonhoeffer im Zusammenhang mit dem Thema „Vorbilder“ in der Sek I oder mit dem Thema „Religionskritik“ in der Sek II thematisiert. Ganz aktuell hat mich natürlich auch das Thema „Flucht“ beschäftigt, weil sich so gut wie jede Schule im Moment und sicher noch einige Zeit mit dieser Thematik auseinandersetzen muss. Natürlich kann Bonhoeffers „Flucht“ in die USA bzw. zurück nach Deutschland nicht direkt mit Fluchterfahrungen heute verglichen werden, aber es kann deutlich werden, welche existenzielle Bedeutung so eine Erfahrung für einen Menschen haben kann.
Sie sind ja nicht nur Gymnasiallehrerin in Bremen, sondern leiten darüber hinaus auch die AG Schule bei der Internationalen Bonhoeffergesellschaft. Welche Aufgaben hat diese Arbeitsgruppe.
Wir bemühen uns darum, Bonhoeffer-Schulen und andere Schulen immer wieder für das Thema Bonhoeffer zu begeistern. So haben wir vor einiger Zeit einen bundesweiten Wettbewerb zu „Wer bin ich?“ ausgeschrieben und eine große Menge von sehr eindrucksvollen und bewegenden Einsendungen von Schülern/innen unterschiedlicher Altersstufen bekommen. Das hat uns gezeigt, dass Bonhoeffer auch Jugendliche von heute bewegen kann. Übrigens war diese Erfahrung für mich ausschlaggebend, dieses Heft in Angriff zu nehmen, in dem übrigens auch Jugendliche zu Wort kommen und in dem sich auch Wettbewerbsbeiträge finden.
Noch eine persönliche Frage zum Schluss: Ihr Buch heißt: „Was sagt mir Dietrich Bonhoeffer?“ – Was sagt er Ihnen, was hat er uns und besonders den Schüler/innen zu sagen?
Er hat mir und vielen Schülern/innen zu sagen, dass es bewundernswert ist, zu seinen Überzeugungen zu stehen und sie auch gegen Widerstände zu leben. Ich finde es aber auch besonders beeindruckend und bewegend, sich mit Bonhoeffers Zweifeln und seinen Schattenseiten zu beschäftigen. Für mich ist er ein echtes Vorbild dadurch, dass er kein Säulenheiliger war, sondern – wie meine Schüler/innen und ich – ein Mensch mit Stärken und Schwächen, mit mutigen Taten und Zweifeln.
Frau Lange, vielen Dank für das Gespräch.
Gerne vermitteln wir Ihnen den Kontakt zu Dr. Christina Lange. Wenden Sie sich bitte an die Online Redaktion: online-redaktion|bei|dietrich-bonhoeffer.net