Wir sind stumme Zeugen böser Taten gewesen, wir sind
mit vielen Wassern gewaschen, wir haben die Künste
der Verstellung und der mehrdeutigen Rede gelernt, wir sind
durch Erfahrung mißtrauisch gegen die Menschen geworden
und mußten ihnen die Wahrheit und das freie Wort oft schuldig
bleiben, wir sind durch unerträgliche Konflikte mürbe oder
vielleicht sogar zynisch geworden – sind wir noch brauchbar?
Nicht Genies, nicht Zyniker, nicht Menschenverächter, nicht
raffinierte Taktiker, sondern schlichte, einfache, gerade Menschen
werden wir brauchen. Wird unsere innere Widerstandskraft
gegen das uns Aufgezwungene stark genug und unsere
Aufrichtigkeit gegen uns selbst schonungslos genug geblieben
sein, daß wir den Weg zur Schlichtheit und Geradheit wiederfinden?
Quelle:
Widerstand und Ergebung, DBW Band 8,
Seite 38