Heute und hier

Die Gestalt Christi, so gewiß sie eine und dieselbe ist und
bleibt, will in wirklichen Menschen und das heißt in
ganz verschiedener Weise Gestalt gewinnen. Christus hebt die
menschliche Wirklichkeit nicht auf zugunsten einer Idee,
die Verwirklichung gegen alles Wirkliche forderte, sondern
Christus setzt die Wirklichkeit gerade inkraft, er bejaht sie,
ja er selbst ist ja der wirkliche Mensch und so der Grund aller
menschlichen Wirklichkeit. Gestaltung nach der Gestalt
Christi schließt also das Doppelte ein: daß die Gestalt Christi
ein und dieselbe bleibe, nicht als allgemeine Idee, sondern als
die sie einmalig ist, der menschgewordene, gekreuzigte und auferstandene
Gott, und daß gerade um der Gestalt Christi willen
die Gestalt des wirklichen Menschen gewahrt bleibe und daß
so der wirkliche Mensch die Gestalt Christi empfange. Wir werden
damit von jeder abstrakten Ethik weg und auf eine konkrete
Ethik hin verwiesen. Nicht was ein für allemal gut sei, kann
und soll gesagt werden, sondern wie Christus unter uns heute und
hier Gestalt gewinne.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 86 f

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