Wort Gottes – Einheit der Kirche

Weil Jesus allein die Seinen kennt, darum kann er allein
es sagen, daß er Schafe seiner Herde hat mitten in der
Heidenwelt (Johannes 10, 16). Nicht nur dem erwählten Volk gilt
die Liebe und das Sterben des guten Hirten. Jesus, der gute
Hirte hat die Seinen auch dort, wo wir es am wenigsten meinen,
wo bisher nichts ist als Gottesleugnung und Götzendienst.
Jesus gehört nicht nur uns, und er ist nicht auf uns angewiesen.
Daß ist der Kirche zur Warnung vor Überhebung und zum Trost
gesagt. … Der gute Hirte muß alle seine Schafe führen, damit
sie den rechten Weg wissen und vor Gefahr und Schaden bewahrt
werden. Es wird die Vollendung der Gemeinde Jesu sein,
wenn sie alle seine Stimme hören. Keine andere Stimme wird
dann etwas gelten, wird es vermögen, die Schafe in die Irre zu
führen, keinem Einzigen wird die Stimme verborgen bleiben,
von ihrem Befehl, ihrer Weisung, ihrem Trost werden sie alle
leben. Die Stimme des guten Hirten wird das Einzige sein, was
alle vereint. Das Wort Gottes wird die Einheit der Kirche auf
Erden sein. Nicht in Organisationen, nicht in Dogmen, nicht
in Liturgien, nicht in frommen Herzen wird die Einheit der
Kirche bestehen, sondern im Worte Gottes, in der Stimme
Jesu Christi, des guten Hirten seiner Schafe. Alle Spaltung der
Christenheit wird ein Ende haben, wenn sie alle seine und nur
seine Stimme hören, wenn alles hinfällt, was neben dieser
einen Stimme auch noch gehört sein und Beachtung fordern
will.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 563 f

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