Es ist nichts Selbstverständliches für den Christen, daß
er unter Christen leben darf. Jesus Christus lebte mitten
unter seinen Feinden. Zuletzt verließen in alle Jünger. …
Das Maß, in dem Gott die Gabe der sichtbaren Gemeinschaft
schenkt ist verschieden. Den Christen in der Zerstreuung
tröstet ein kurzer Besuch des christlichen Bruders, ein gemeinsames
Gebet und der brüderliche Segen, ja ihn stärkt der
Brief, den die Hand eines Christen schrieb. Der eigenhändig
geschriebene Gruß des Paulus in seinen Briefen war doch wohl
ein Zeichen solcher Gemeinschaft. Andern ist die sonntägliche
Gemeinschaft des Gottesdienstes geschenkt. Wieder andere
dürfen ein christliches Leben in der Gemeinschaft ihrer Familie
leben. Unter ernsten Christen der Gemeinde erwacht heute das
Verlangen, sich in den Ruhepausen ihrer Arbeit für einige Zeit
mit andern Christen zu gemeinsamem Leben unter dem Wort
zusammenzufinden. Gemeinsames Leben wird von den heutigen
Christen wieder als die Gnade begriffen, die es ist, als das
Außerordentliche, als die »Rosen und Lilien« des christlichen
Lebens (Luther).
Quelle:
Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel, DBW Band 5,
Seite 15, 18