Das Notwendige tun

Weil sich verantwortliches Handeln nicht aus einer Ideologie,
sondern aus der Wirklichkeit nährt, darum kann
nur im Rahmen dieser Wirklichkeit gehandelt werden. Die
Verantwortung ist dem Umfang wie dem Wesen, also quantitativ
und qualitativ, nach begrenzt. Jede Überschreitung dieser
Grenze führt zur Katastrophe. Nicht die Welt aus den Angeln
zu heben, sondern am gegebenen Ort das sachlich – im Blick
auf die Wirklichkeit – Notwendige zu tun und dieses wirklich
zu tun, kann die Aufgabe sein. Aber auch am gegebenen Ort
kann verantwortliches Handeln nicht immer sofort das Letzte
tun, sondern es muß Schritt für Schritt gehen und nach dem
Möglichen fragen und den letzten Schritt und damit die letzte
Verantwortung in eine andere Hand legen. Weil Gott Mensch
wurde, darum muß verantwortliches Handeln im Bereich des
menschlichen abwägen, urteilen, werten, darum muß es auch
die Folgen des Handelns ernstlich bedenken und den Blick in
die nächste Zukunft wagen, – verantwortliches Handeln darf
nicht blind sein wollen –, weil aber Gott Mensch wurde, darum
muß verantwortliches Handeln im Bewußtsein der Menschlichkeit
seiner Entscheidungen das Urteil über dieses Handeln wie
auch seine Folgen ganz an Gott ausliefern.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 224

Gedanken zum 4. August

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

ibg