Es ist zwar nicht wahr, daß der Erfolg auch die böse Tat und
die verwerflichen Mittel rechtfertigt, aber ebenso wenig ist
es möglich, den Erfolg als etwas ethisch völlig Neutrales zu betrachten.
… Solange das Gute Erfolg hat, können wir uns den
Luxus leisten, den Erfolg für ethisch irrelevant zu halten. Wenn
aber einmal böse Mittel zum Erfolg führen, dann entsteht das
Problem. Angesichts solcher Lage erfahren wir, daß weder theoretisch
zuschauendes Kritisieren und Rechthabenwollen, also
die Weigerung, sich auf den Boden der Tatsachen zu stellen,
noch Opportunismus, also die Selbstpreisgabe und Kapitulation
angesichts des Erfolges, unserer Aufgabe gerecht werden. …
Wer sich durch nichts, was geschieht, die Mitverantwortung für
den Gang der Geschichte abnehmen läßt, weil er sie sich von
Gott auferlegt weiß, der wird jenseits von unfruchtbarer Kritik
und von ebenso unfruchtbarem Opportunismus ein fruchtbares
Verhältnis zu den geschichtlichen Ereignissen finden. Die Rede
vom heroischem Untergang angesichts einer unausweichlichen
Niederlage ist im Grunde sehr unheroisch, weil sie nämlich den
Blick in die Zukunft nicht wagt. Die letzte verantwortliche
Frage ist nicht, wie ich mich heroisch aus der Affäre ziehe, sondern
wie eine kommende Generation weiter leben soll. Nur aus
dieser geschichtlich verantwortlichen Frage können
fruchtbare – wenn auch vorübergehend sehr demütigende –
Lösungen entstehen. Es ist sehr viel leichter, eine Sache prinzipiell
als in konkreter Verantwortung durchzuhalten.
Quelle:
Widerstand und Ergebung, DBW Band 8,
Seite 24 f