Dasein für andere

Unser Verhältnis zu Gott ist kein »religiöses« zu einem
denkbar höchsten, mächtigsten, besten Wesen – dies ist
keine echte Transzendenz –, sondern unser Verhältnis zu Gott
ist ein neues Leben im »Dasein-für-andere«, in der Teilnahme
am Sein Jesu. Nicht die unendlichen, unerreichbaren Aufgaben,
sondern der jeweils gegebene erreichbare Nächste ist das
Transzendente. Gott in Menschengestalt! Nicht wie bei orientalischen
Religionen in Tiergestalten als das Ungeheure, Chaotische,
Ferne, Schauerliche; aber auch nicht in den Begriffsgestalten
des Absoluten, Metaphysischen, Unendlichen etc.; aber
auch nicht die griechische Gott-Menschgestalt des »Menschen
an sich«, sondern »der Mensch für andere«! darum der Gekreuzigte.
… Die Auskunft, es komme nicht auf mich, sondern auf
die Kirche an, kann eine pfäffische Ausrede sein, und wird
draußen immer so empfunden. Ähnlich steht es mit dem dialektischen
Verweis darauf, daß ich nicht über meinen Glauben
verfüge und daher auch nicht einfach sagen kann, was ich
glaube. Alle diese Gedanken, so gerechtfertigt sie an ihrem Ort
sein mögen, entbinden uns nicht von der Redlichkeit uns selbst
gegenüber. Wir können uns nicht, wie die Katholiken, einfach
mit der Kirche identifizieren. … Die Kirche ist nur Kirche,
wenn sie für andere da ist.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Widerstand und Ergebung
, DBW Band 8, Seite 558 ff

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