Er hat alles wohlgemacht

So wollen wir am Ende dieses Jahres sprechen über jede
Woche, über jede Stunde, die vergangen ist. Solange wollen
wir mit diesem Wort ins Gebet gehen, bis keine Stunde
mehr ist, von der wir nicht sagen wollten, »« (Markus 7, 37). Gerade die Tage, die uns schwer waren,
die uns gequält und geängstigt haben, Tage, die uns eine Spur
von Bitterkeit zurückgelassen haben, wollen wir heute nicht
hinter uns lassen, bevor wir nicht auch von ihnen dankbar und
demütig bekennen: »Er hat alles wohlgemacht«. Nicht vergessen
sollen wir, sondern überwinden. Das geschieht durch Dankbarkeit.
Nicht die ungelösten Rätsel der Vergangenheit lösen
und in quälende Grübelei fallen sollen wir, sondern auch das
Unbegreifliche stehen lassen und friedlich in Gottes Hand zurückgeben.
Das geschieht durch Demut. »«. Aber noch bleibt der furchtbarste Stachel zurück:
Meine Schuld, meine Schuld! … Die böse Frucht meiner
Sünde wirkt ja ohne Ende fort. Wie soll ich dem ein Ende setzen?
Und doch bist du kein Christ, sondern verhärtest dich nur
in deiner Sünde, wenn du nicht auch über deiner Schuld sprechen
kannst, ER hat alles wohlgemacht! Es heißt eben nicht,
wir haben alles wohlgemacht. … Das ist die letzte und erstaunlichste
Erkenntnis des Christen, daß er zuletzt auch über seiner
Sünde sagen darf: Er hat alles wohlgemacht.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935-1937
, DBW Band 14, Seite 258 f

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