Richard Czeppan

Person

Richard Czeppan ist zunächst der Lateinlehrer von Klaus und Dietrich Bonhoeffer am Friedrich-Werder'schen Gymnasium. Dietrich Bonhoeffer wechselt Ostern 1919 vom Friedrich-Werder'schen Gymnasium auf das ebenfalls humanistische Grunewald-Gymnasium. Dietrich Bonhoeffer schreibt am 20. Mai 1919 seinen Eltern, dass sein Bruder Klaus Bonhoeffer bei Dr. Czeppan ist. Der hat ihn eingeladen zum Abendbrot und anschließendem Musizieren (DBW 9, S. 21). Am Palmsonntag, den 13. März 1921, schreibt Richard Czeppan dem Konfirmanden Dietrich Bonhoeffer einen Glückwunsch zur Konfirmation. Der Tag ist für Dich, den angehenden Theologen, besonders wichtig; trittst Du doch mit dem heutigen Tage als vollberechtigtes Mitglied in die evangelische Gemeinde ein.(DBW 8, S. 31). Dietrich Bonhoeffer hat sich ihm gegenüber schon erklärt, dass er Theologie studieren wolle. Richard Czeppan kündigt ihm ein Buchgeschenk historisch-theologischen Inhalts an, das ihm sein Bruder Klaus Bonhoeffer geben wird. Leider wissen wir nicht, welches Buch aus der Kriegsbibliothek Czeppans, das mit an der Westfront gewesen ist, es ist.
Diesen Konfirmationsbrief schreibt Richard Czeppan aus Ratibor, seiner Heimatstadt. Der Versailler Vertrag hatte bestimmt, dass u.a. in Oberschlesien Abstimmungen über die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich stattfinden sollen. Czeppan schwärmt von den Kapellen, die auf größeren Bahnhöfen patriotische Lieder spielen. Es herrschte echte Begeisterung, die ein gutes Abstimmungsergebnis erhoffen läßt; ich nehme 80 % deutsche Stimmen als erreichbar an, in meiner Heimatstadt Ratibor wird sicherlich der Prozentsatz noch höher sein... Frühjahrsbeginn 1921 wird einen großen politischen Sieg zeitigen. Endlich wieder mal etwas Erfreuliches in den heutigen düsteren Zeiten! (DBW 9, S. 32). Richard Czeppan lädt Dietrich Bonhoeffer ins Konzert ein, wo sie Beethovens Eroica hören oder ins Theater, wo sie Gerhart Hauptmanns Versunkene Glocke sehen.
Er öffnet den Brüdern Klaus und Dietrich Bonhoeffer die Welt der Antike und die Geheimnisse der römischen Altertümer. Das unterstützt sie bei ihrer gemeinsamen Italien- und Romreise 1924. Eberhard Bethge schreibt über die Sehnsucht nach Italien und die Vorbereitung der Romreise: Im Klassenzimmer des Grunewaldgymnasiums hatten die Abbildungen vom Forum Romanum an den Wänden gehangen. Der Studienrat Dr. Kranz war ein imponierender Italienkenner, Dr. Czeppan das wandelnde Lexikon für das antike Rom.(E.Bethge, D.B. S. 84). ist. Die Bonhoefferkinder nennen ihn darum wohl Czeppus, latiniserend Czeppan.
Die Freundschaft zwischen Richard und Maria Czeppan und Dietrich Bonhoeffer vertieft sich. In seinen Briefen aus dem Studium und später aus dem Vikariat in Barcelona lässt D.B. Czeppans immer sehr herzlich grüßen. Am 20.3.1928 schreibt er den jungen Eltern zur Taufe ihrer Tochter Inge (geb. 27.12.1927). Er bedankt sich, dass sie ihm die Patenschaft anvertraut haben. Nun ist das ja ohnehin schon recht feste Band, das uns verknüpft, noch ein ganzes Stück fester geworden; und das freut mich sehr...Wenn ich in die Zukunft denke, so kann ich mir wohl vorstellen, daß sie, wenn sie ein Stück von Deiner Lebensfreude und von Deiner Kunst, das Leben zu führen und zu meistern, liebes Hörnchen, und ein Stück von Deiner Lust und Begierde die Welt zu sehen, wie sie ist und war, lieber Richard, und schließlich ein Stück von der Euch beiden gemeinsamen Liebe zur Musik und nicht zuletzt von Eurer Energie und Zähigkeit, die Dinge zu zwingen, - wenn sie von all dem ein Stück abbekommen hat, daß sie dann der Dinge, die ihrer warten, aufs Beste Herr werden wird in einem reichen und harmonischen Leben. (DBW 10, S. 43). Gerne hätte er Inge Czeppan, sein Patenkind selber getauft, aber die Entfernung und die Verpflichtungen in Barcelona lassen dies nicht zu.
Obgleich Richard Czeppan politisch konservativ ist und in der NS-Zeit als Blockwart fungiert, hat er sich wohl kritisch zu dem Novemberpogrom 1938 geäußert. Eberhard Bethge schreibt in der Bonhoefferbiografie: Ungerührt ertrug er den Spott der Bonhoefferschen Geschwister über seinen politischen Rechtskurs. (E.Bethge, D.B. S. 73).

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh9 2005.

CZEPPAN, RICHARD DR. PHIL. (1883-1945): Er stammt aus Ratibor, Oberschlesien. Er studiert klassische Philologie und promoviert. Er wird Altphilologe und ist Gymnasiallehrer. Er unterrichtet Klaus und Dietrich Bonhoeffer am Friedrich-Werder'schen Gymnasium in Latein. Nach deren Wechsel in das Grunewaldgymansium bleibt er weiter mit der Bonhoefferfamilie verbunden. Dort lernt er wohl die Erzieherin Maria Horn, gen. Hörnchen, kennen. 1923 heiratet Richard Czeppan Maria Horn. Die Familie Bonhoeffer richtet ihre Hochzeit wie die Hochzeiten der eigenen Kinder aus. Mit der Hochzeit verlässt Maria Horn die Familie, in der sie bis dahin angestellt ist. Aus einem Brief D.B.s an das Ehepaar Czeppan aus Barcelona erfahren wir, dass am 24. März 1928 eine Tochter getauft wird. Inge Czeppan ist am 27.12.1927 geboren. Richard Czeppan ist politisch konservativ und wirkt in der NS-Zeit als Blockwart. Er stirbt 1945. Die näheren Umstände sind bisher nicht bekannt.

Vita aus:

Kalliope. Verbundkatalog Nachlässe und Autographen.

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