Den Feiertag heiligen

Der Dekalog enthält kein Gebot zu arbeiten, aber ein Gebot
von der Arbeit zu ruhen. Das ist die Umkehrung von dem,
was wir zu denken gewohnt sind. Die Arbeit wird im 3. Gebot
als etwas Selbstverständliches vorausgesetzt; aber Gott weiß,
daß das Werk, das der Mensch tut, über ihn eine solche Gewalt
gewinnt, daß er von ihm nicht mehr lassen kann, daß er sich
von seinem Tun alles verspricht und darüber Gott vergißt.
Darum gebietet Gott, von seinen Werken auszuruhn. Nicht die
Arbeit erhält den Menschen, sondern allein Gott; nicht von
der Arbeit lebt der Mensch, sondern allein von Gott. »Wo der
Herr nicht das Haus baut, da arbeiten umsonst die daran bauen;
wo der Herr nicht die Stadt behütet, da wacht der Wächter
umsonst … Seinen Freunden gibt es der Herr im Schlaf«
(Psalm 127, 1.2), sagt die Bibel gegen alle, die aus der Arbeit ihre
Religion machen. Die Feiertagsruhe ist das sichtbare Zeichen
dafür, daß der Mensch aus der Gnade Gottes und nicht aus
Werken lebt. …
Die Feiertagsruhe ist die unerläßliche Voraussetzung der Feiertagsheiligung.
Der zur Arbeitsmaschine herabgewürdigte, übermüdete
Mensch braucht Ruhe, damit sein Denken sich klären,
sein Fühlen sich reinigen, sein Wollen sich neu ausrichten
lassen kann.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Konspiration und Haft 1940-1945
, DBW Band 16, Seite 670 f

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