Die falsche Ängstlichkeit

Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden,
denn das Himmelreich ist ihrer« (Matthäus 5,10). Nicht von
der Gerechtigkeit Gottes, also nicht von der Verfolgung um
Jesu Christi willen ist hier die Rede, sondern seliggepriesen
werden die um einer gerechten – einer wahren, guten, menschlichen
– Sache willen Verfolgten (1 Petrus 3, 14 und 2, 20). Die falsche
Ängstlichkeit jener Christen, die jedem Leiden um einer
gerechten, guten, wahren Sache willen ausweichen, weil sie angeblich
nur bei einem Leiden um des ausdrücklichen Christusbekenntnisses
willen ein gutes Gewissen haben könnten, jene
Engherzigkeit also, die jedes Leiden um einer gerechten Sache
willen verdächtigt und von ihm abrückt, wird durch diese
Seligpreisung Jesu kräftig ins Unrecht gesetzt. Jesus nimmt sich
derer an, die um einer gerechten Sache willen leiden, auch
wenn es nicht gerade das Bekenntnis seines Namens ist. Er
nimmt sie in seinen Schutz, in seine Verantwortung, in seinen
Anspruch hinein. So wird der um einer gerechten Sache willen
Verfolgte zu Christus geführt, so geschieht es, daß sich ein
solcher in der Stunde des Leidens und der Verantwortung auf
Christus beruft und sich als Christ bekennt, weil ihm seine
Zugehörigkeit zu Christus erst in diesem Augenblick aufgeht.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 349

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