Das Kreuz im eigenen Leben

Es gibt viele Christen, die wohl ihre Kniee beugen vor dem
Kreuz Jesu Christi, die sich aber gegen jede Trübsal in
ihrem eigenen Leben nur zur Wehr setzen und sträuben. Sie
glauben das Kreuz Christi zu lieben, aber das Kreuz in ihrem
eigenen Leben hassen sie. So hassen sie in Wahrheit auch das
Kreuz Jesu Christi, sie sind in Wahrheit Verächter des Kreuzes,
die selbst mit allen Mitteln dem Kreuz zu entfliehen suchen.
Wer es von sich weiß, daß er Leiden und Trübsal in seinem
Leben nur als etwas feindliches, böses ansieht, der kann daran
erkennen, daß er den Frieden mit Gott noch garnicht gefunden
hat. Er hat imgrunde nur den Frieden mit der Welt gesucht und
hat vielleicht gemeint, mit dem Kreuz Jesu Christi am besten
mit sich selbst und mit all seinen Fragen fertig zu werden, also
einen inneren Seelenfrieden zu finden. Er hat also das Kreuz
gebraucht, aber nicht geliebt. Er hat den Frieden nur um seiner
selbst willen gesucht. Wenn aber Trübsal kommt, dann ist dieser
Friede schnell dahin. Es war kein Friede mit Gott; denn er haßte
die Trübsal, die Gott schickt. … Wer das Kreuz Jesu Christi
liebt, wer in ihm den Frieden gefunden hat, der fängt an, auch
die Trübsal in seinem Leben zu lieben, und zuletzt wird er mit
der Schrift sprechen können: »wir rühmen uns auch der Trübsale
« (Römer 5, 3).

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 472 f

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