Ich glaube, daß die Bibel allein die Antwort auf alle unsere
Fragen ist, und daß wir nur anhaltend und etwas demütig zu
fragen brauchen, um die Antwort von ihr zu bekommen. Die
Bibel kann man nicht einfach lesen wie andere Bücher. Man
muß bereit sein, sie wirklich zu fragen. Nur so erschließt sie
sich. Nur wenn wir letzte Antwort von ihr erwarten, gibt sie sie
uns. Das liegt eben daran, daß in der Bibel Gott zu uns redet.
Und über Gott kann man eben nicht so einfach von sich aus
nachdenken, sondern man muß ihn fragen. Natürlich kann
man die Bibel auch lesen wie jedes andere Buch, also unter dem
Gesichtspunkt der Textkritik etc. Nur daß das nicht der Gebrauch
ist, der das Wesen der Bibel erschließt, sondern nur ihre
Oberfläche. Wie wir das Wort eines Menschen, den wir lieb haben,
nicht erfassen, indem wir es zuerst zergliedern, sondern wie
ein solches Wort einfach von uns hingenommen wird und wie
es dann Tage lang in uns nachklingt, … so sollen wir mit dem
Wort der Bibel umgehen. Nur wenn wir es einmal wagen, uns
so auf die Bibel einzulassen, als redete hier wirklich der Gott
zu uns, der uns liebt und uns mit unseren Fragen nicht allein
lassen will, werden wir an der Bibel froh.
Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935-1937, DBW Band 14,
Seite 144 f