Macht und Herrlichkeit der Krippe

Es gibt für einen Starken, für einen Großen dieser Welt nur
zwei Orte, an denen ihn sein Mut verläßt, vor denen er
sich in tiefster Seele fürchtet, denen er scheu ausweicht. Das ist
die Krippe und das Kreuz Jesu Christi. In die Nähe der Krippe
wagt sich kein Gewaltiger, hat sich der König Herodes auch
nicht gewagt. Denn eben hier wanken die Throne, fallen die
Gewaltigen, stürzen die Hohen, weil Gott mit den Niedrigen
ist, hier werden die Reichen zunichte, weil Gott mit den
Armen und Hungernden ist, weil er die Hungernden satt
macht, aber die Satten und Reichen gehen leer aus. Vor der
Maria, der Magd, vor der Krippe Christi, vor Gott in der
Niedrigkeit, kommt der Starke zu Fall, hat er kein Recht,
keine Hoffnung, ist er gerichtet. …
Wir müssen uns klar werden, wie wir angesichts der Krippe
künftighin über hoch und niedrig im menschlichen Leben
denken wollen. …
Wer von uns wird Weihnachten recht feiern? Wer alle Gewalt,
alle Ehre, alles Ansehen, alle Eitelkeit, allen Hochmut, alle
Eigenwilligkeit endlich niederlegt an der Krippe, wer sich hält
zu den Niedrigen und Gott allein hoch sein läßt, wer im Kind
in der Krippe die Herrlichkeit Gottes gerade in der Niedrigkeit
schaut.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
London 1933-1935
, DBW Band 13, Seite 342 f

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