Dietrich Bonhoeffer wurde nach seiner Einlieferung am 5.4.1943 im Tegeler Gefängnis, so wie die anderen siebenhundert Untersuchungsgefangenen auch, bereits als Verbrecher behandelt. Für ihn änderte sich das nach zwölf Tagen: Anstelle wüster Beschimpfungen und Benachteiligungen bekam er Entschuldigungen zu hören und Privilegien angeboten – Folgen eines Anrufs des Stadtkommandanten von Berlin, dem die Wehrmachtsgefängnisse unterstanden, Paul von Hase, Bonhoeffers Onkel. Der Kommandant des Tegeler Gefängnisses, Hauptmann Maetz, holte Bonhoeffer nun zur täglichen halben Stunde Bewegung im Freien ab. Sie sprachen über „Luftschutz“; Ratschläge des Hauptmanns gab Bonhoeffer in Briefen an seine Eltern weiter. Maetz regte Bonhoeffer zum Schreiben eines Gutachtens über Schutzmaßnahmen in Tegel an. Nach schweren Luftangriffen auf Berlin telefonierte Maetz mit Bonhoeffers Eltern. Bei Sprecherlaubnissen für Besucher Bonhoeffers legte Maetz die Vorschriften so großzügig aus, wie er es vermochte. Er war menschlich, wenn auch – wie Bonhoeffer fand – ein Pedant. Bonhoeffers jüngste Schwester Susi erlebte den Herrn Hauptmann bei ihrem Besuch Dietrichs in Tegel, im Privatzimmer des Kommandanten, als ungeheuer höflich, geradezu abendgesellschaftlich zuvorkommend. Am 30.6.1944 stattete Generalleutnant Paul von Hase seinem Neffen einen über fünf Stunden langen Besuch ab und ließ vier Flaschen Sekt auffahren, was in den Annalen dieses Hauses wohl einmalig ist; dem Gelage, das ihr Chef für einen Häftling veranstaltete, wohnten die beiden Gefängniskommandanten Maetz und Maaß bei.